Die Suche nach dem perfekten Leben

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Die italienische Autorin Milena Agus schildert in ihrem Roman das Leben und die Bemühungen von Ester, Felicita und Gregorio, dreier Generationen einer Familie auf der Suche nach dem bestmöglichen Leben. Ester will nur noch weg von ihrem Dorf auf Sardinien, hinüber aufs Festland, und nimmt dafür sogar die Hochzeit mit einem ungeliebten Mann in Kauf. Enttäuscht kehrt sie nach Jahren wieder auf die Insel zurück. Ihre Tochter Felicita hält es aber auch nicht im Dorf. Sie zieht in die Hafenstadt Cagliari, wo sie aus Abfällen Modeschmuck herstellt und ihren Sohn grosszieht. Der scheint bereits als Ungeborener unschlüssig, ob er überhaupt auf diese Welt kommen möchte. Von seinem adligen Vater hat er die Liebe zur Musik, besonders zum Jazz, geerbt und will in Amerika leben. Wo er auch bald enttäuscht wird.
So tun sich für den Leser eine Menge Widersprüche auf. Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Leben, Streben nach dem Vollkommenen, Perfekten. Ein aussichtsloses Unterfangen, wie wir alle wissen. Die mittlere Generation, verkörpert durch Felicita, scheint die einzig zufriedene zu sein. Nicht umsonst hat die Autorin ihr diesen Namen verliehen: "Glück".
"Wie schafft man es bloss, an einem solchen Ort zu leben?" ist der Grundtenor dieser Geschichte voller skurriler Begebenheiten und stiller Weisheiten. Es geht wohl nur durch Zufriedenheit mit dem Gegebenen und wenn es sein muss, auch ohne Liebe. Denn die Liebe scheint ebenfalls nur Felicita auszuströmen, ohne jedoch wiedergeliebt zu werden. Höchstens von ihrem Sohn Gregorio.
Seit ich selbst dort war, weiss ich, dass Sardinien ein steiniges, hartes Land zum Leben ist. Aber Mailand und New York sind es, im übertragenen Sinn, nicht weniger. Mir gefällt die geradlinige, schlichte Sprache, plastisch und schnörkellos. Sehr farbig sind die Personen gezeichnet, nachvollziehbar ihr Verhalten. Nur was eigentlich Gregorios Vater will, hat sich mir nicht erschlossen. Er dümpelt etwas im Trüben, und seine Beweggründe hätten für meinen Geschmack etwas deutlicher gezeichnet werden können.
Am gestrigen Sonntag hab ich das Buch von Anfang bis Ende gelesen. Die süffige, plastische Sprache, die kurzen Kapiteln, die schnörkellose und sehr farbige Zeichnung der Personen, die Handlung mit ihrem Drive haben mich sehr angesprochen. Ich möchte gern mehr von dieser Autorin lesen.