Glück ist abhängig vom Blickwinkel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pink Avatar

Von

Milena Agus hat mit „ Eine fast perfekte Welt“ einen unaufgeregten aber sehr eindringlichen Roman geschrieben, eine Familiengeschichte verbunden mit der Frage, ob es eine perfekte Welt braucht, um glücklich zu sein oder ob es lediglich die Haltung zu den Dingen ist, die einen froh machen oder auch nicht.

Über drei Generationen begleiten wir eine sardischen Familie, beginnend nach dem 2. Weltkrieg. Ester will nach Jahren des Wartens auf ihren aus dem Krieg heimkommenden Verlobten heiraten, wenn auch die Liebe nicht mehr da ist und alles eher unperfekt ist in ihrem Leben daheim, und mit einer ständig nörgelnden Mutter. Sie glaubt, sie kann diesem öden Leben entfliehen, wenn sie den Ort wechselt, doch weder die Zeit in Genua noch in Mailand kann sie zufrieden stellen und so sehnt sie sich zurück nach Hause, nach Sardinien. Mittlerweile haben Ester und Raffaele eine Tochter Felicita, die gerne in Mailand geblieben wäre, aber es ist auch in Ordnung, die Heimat und Familie der Mutter kennenzulernen .
Ester ist nach wie vor unzufrieden und mürrisch, im Gegensatz zu Felicita, die ungezwungen alles nimmt wie es kommt, sie ist unkompliziert, geduldig und gutmütig, Eigenschaften, die sie ihr Leben lang auszeichnen.

Felicita wird schwanger, will den Kindsvater aber nicht heiraten, weil er sie nicht liebt, obwohl er aus reichem Hause kommt, was vieles einfacher machen würde. Sie zieht mit dem Kind nach Cagliari und obwohl die Vermieterin nicht sehr umgänglich ist, kommen die drei gut miteinander klar.
Gregorio ist kein einfaches Kind, völlig in seine Welt versunken, die Musik. Er beginnt mit dem Klavierspielen und will Jazzmusiker werden. Unbeirrt geht er seinen Weg und landet schließlich in New York .

Ein wunderbarer, melancholischer und leise erzählter Roman über das Leben, vor allem, wie kann man mit den Umständen umgehen, damit man glücklich ist. Es gibt die beiden Sichtweisen, entweder man hadert ständig mit den Umständen und dem Unperfekten, oder aber man nimmt das Leben so wie es ist und gewinnt ihm mit Heiterkeit schöne Seiten ab. Verschiedene Figuren repräsentieren die eine oder andere Haltung, besonders aber Felicita, die Glücksbereiterin, wie ein Freund sie nennt, vermittelt uns eine nachdenklich stimmende und positive Sicht auf die Dinge.
Ich habe das Buch mit Freude gelesen und kann es wärmsten empfehlen!