großartig

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"Eine fast perfekte Welt" von Milena Agus ist ein tolles Lesevergnügen. Auf knapp 200 Seiten schildert die Autorin eine Art Familiengeschichte im Zeitraffer.
"Wie schafft man es bloß, an einem solchen Ort zu leben?"
In Sardinien zu leben, Armut, wenig Komfort, keine Entfaltungsmöglichkeiten, strenge Familiensitten ... es ist kein Wunder, dass Ester sich schon als junges Mädchen weg träumt. Wie schön muss es woanders sein! Vor allem könnte man in der ferne, weit weg von Sardinien, endlich glücklich werden!

Wir begleiten Ester zu verschiedenen Orten Italiens, aber nirgends ist das Glück. Letztendlich überwiegt das Heimweh, denn nur in Sardinien kann man glücklich werden, und wir reisen zurück.
Esters Tochter hingegen ist von klein an überall glücklich, denn überall gibt es einzigartige Dinge, Farben, Gerüche, denen Glück innewohnt.

Dieser Roman hat nicht nur einen wunderbar humorvollen, manchmal schon fast ironischen Schreibstil, er berührt mit Schicksalsschlägen, mit Wendungen und mit wunderbaren Romanfiguren.
Ich habe laut gelacht, hier und da fassungslos gelesen, ab und zu ein Tränchen weggewischt, oft aber das Buch in den Schoß gesenkt, um nachzudenken.
Hält mir die Autorin da ganz geschickt den spiegel vor´s Gesicht? Erkenne ich mich da wieder? Ist "Glück" und die Fähigkeit "glücklich zu sein" angeboren? Muss man naiv und blauäugig sein, um überhaupt glücklich sein zu können? Warum verbinden wir ein "glückliches Leben" so oft mit einem bestimmten Ort? Was braucht der Mensch überhaupt, um glücklich zu sein?

So ein warmherziger, berührender Roman, der fesselt, raffiniert immer wieder an den entscheidenden Punkt kommt, habe ich schon sehr lange nicht mehr gelesen.
Für mich ist dieses Buch eine ganz besondere Perle. Ich hoffe inständig, dass ich manche Zeile noch längere Zeit mitnehmen kann, wenn nicht, werde ich es wohl wieder und wieder lesen.