Unzufriedenheit und Trostlosigkeit

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Klappentext: Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben. Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen – und tatsächlich findet sie ihr Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt sie Schmuck aus Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß – dem das Leben seiner Mutter bald zu eng wird.



Unzufriedenheit und Trostlosigkeit - das sind die Eindrücke von diesem Roman, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Vor allem Ester ist da Vorreiterin, die nie zufrieden scheint. Die Geschichte umfasst mehrere Jahrzehnte dieser drei Generationen, die hier im Fokus stehen. Dabei wird aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Das Familienschicksal und der Konfliktpunkt zwischen Stadt und Land haben mich gereizt, aber thematisch wird es aus meiner Sicht nicht vollständig ausgeschöpft. Oftmals sind es nur Andeutungen, die Autorin wird nicht immer konkret. Trotz der Kürze des Romans habe ich für die Lektüre vergleichsweise lange gebraucht, weil es mir streckenweise einfach zu langweilig war. Die Protagonisten und ihre Lebenswege waren mir eher gleichgültig. Das liegt sicherlich ganz wesentlich an der distanzierten Erzählweise der Autorin. Es wirkt fast wie ein Rapport. Trotz durchaus einschneidender Erlebnisse und beschriebenen starken Gefühlen werden diese nicht transportiert. Ich habe keine Verbindung aufbauen können. Hierfür brauche ich nicht unbedingt sympathische Protagonisten, aber die entsprechenden Emotionen müssen deutlich werden und auch bei mir ankommen. Der deutsche Titel scheint mir nicht gut gewählt. Die direkte Übersetzung des Originaltitels lautet "Gelobtes Land", was deutlich suggestiver für den eigentlichen Inhalt ist. Denn insbesondere Ester findet die Welt alles andere als perfekt, geschweige denn ihr eigenes Leben. Sie ist immer auf der Suche, alle anderen haben es besser als sie selbst. Insofern kann ich den Titel der "fast perfekten Welt" kaum in Bezug zur Geschichte bringen.



Fazit:

Inhaltlich guter Ansatz, leider für meinen Geschmack nicht gut umgesetzt. Zu distanziert, zu kurz gedacht, zu wenig Potential der Konfliktpunkte ausgeschöpft.