Spannende autobiografische Identitätssuche

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meyerhofer Avatar

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Wenn Sigrid Nunez erzählt, dann erweckt sie die Figuren ihrer Romane zum Leben. Gut auf den Punkt gebracht habe ich beim Lesen mir die Protagonisten des Romans mit all ihren Ecken und Kanten, Verletzungen und Hoffnungen bildlich gut vorstellen können. Sie beschreibt, ohne von oben herab zu beurteilen, einfühlsam und doch mit deutlicher Meinung. Das ist eine große Kunst.
Das große Thema, das über dem Roman steht, ist die Frage der Identität. Das stellt sich der mit starken autobiographischen Zügen gesättigte Roman sowohl für die Autorin aber eben indirekt auch auf all die familiären Bezüge. „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ ist vielleicht dann die Antwort auf die Frage, das Bild der Statue auf dem Titel des Romans, mit den geometrischen Figuren, die nach Ordnung und Symmetrie suchen. Ich bin gespannt, wie der Roman sich weiter entwickeln wird.
Die Handlung ist gleichwohl faszinierend und erschreckend. Das Verhalten des Vaters, der da ist und doch nicht da ist und die Mutter, die gleichsam entwurzelt versucht in der neuen Welt anzukommen und wie die junge Frau in all dem Chaos versucht, Struktur zu finden, um ihren Weg zu gehen. Nunez beschreibt sehr eindrücklich den Culture Clash aus deutscher Mutter und chinesisch-panamaischen Vater in der amerikanischen Umgebung in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, wunderbar erzählt.