6 Punkte, ein Zugangscode für Blinde!

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Das Cover besticht durch seine zeitgenössische Darstellung eines kleinen Jungen am Feldrand. Er schützt seine Augen mit einer Hand vor dem Sonnenlicht und schaut nach vorne, vielleicht der Freiheit entgegen!?
Der Titel des Buches, sowie der Name des Autors, sind erhoben gedruckt, so das ein
sehbeeinträchtigter Mensch die Buchstaben ertasten kann.
Leider finden sich weder im Umschlag oder Buch die vielzitierte 6-Punkte-Schrift, bzw. Blindenschrift oder genauer Braille-Schrift, nicht wieder.
Für Leser, die bislang noch keinen Zugang zu dieser Schrift hatten, wäre eine kleine Darstellung sicher hilfreich gewesen.
Aber vielleicht war es für den selbst erblindeten Autor Thomas Zwerina eine Selbstverständlichkeit, diese Schrift bereits vor dem Buch zu kennen.
Thomas Zwerina gelingt es in seinem historischen Debütroman, das Leben des Louis Braille darzustellen. Es umfasst seine Kindheit als armer Sattlersohn, dem Umstand seiner Erblindung und wie ihn das Schicksal zur angesehenen Blindenschule nach Paris führte. Über die spannenden Jahre als Schüler, Lehrer und Entwickler der sogenannten Nachtschrift bis hin zu seinem Tod.
Der Schreibstil ist der Historie angepasst, wirkt oft etwas reserviert betrachtend aber doch detailverliebt und fängt gut die Wahrnehmungen Blinder ein.
Hätte Zwerina den Roman in Ich-Form als Louis Braille geschrieben, wäre er sicher noch authentischer gelungen.
Dem Menschen Louis Braille, mit all seinen Emotionen, Verletzungen und Ausgrenzungen hätte man über die 190 Seiten hinaus etwas mehr Beachtung zukommen lassen können.
Es ist trotzdem ein bereicherndes Buch, welches die Wichtigkeit der heutigen Braille-Schrift wiederspiegelt und zum Verständnis der Welt von Blinden und Sehbeeinträchtigten beiträgt.