Eigenwilliger Schreibstil

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strohhaken Avatar

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“Eine Fingerkuppe Freiheit” von Thomas Zwerina ist eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit über die Lebensgeschichte von Louis Braille.

Louis Braille lebt mit seinen Eltern in einfachen Verhältnissen in der Nähe von Paris. 1812 verliert Louis als 3 jähriger Junge bei einem Unfall mit einer Ahle sein Augenlicht. Durch die ständigen Entzündungen des verletzten Auges, verliert er auch die Sehkraft des anderen Auges. Fortan versuchen die Eltern, der Pfarrer, der Gemeindelehrer, Louis zu fördern und beschulen zu lassen. Louis ist ein intelligenter und wissbegieriger Junge und darf das Institut National des Jeunes Aveugles (die nationale Blindenanstalt) in Paris besuchen. Auf sich alleine gestellt, muss er mit den Widrigkeiten des Instituts und der Willkür der Schulleitung und der Lehrer zurechtkommen. Die Reliefschrift, die von Sehenden entwickelt wurde, ist kaum erlernbar. Es braucht Louis Willen, Impulse von außen und Menschen, die an ihn glauben, um etwas Neues zu erschaffen. Er beginnt mit der Entwicklung der 6 Punkte Schrift und stößt auf Widerstände der sehenden Pädagogen. Auch wenn ihm ständig Steine in den Weg gelegt werden, so kämpft er bis zu seinem frühen Tod für seine Erfindung.

Der Roman basiert auf vielen wahren Begebenheiten und realen Personen, angereichert um Fiktionen. Es hat mit Freude bereitet, mich mit den damaligen Zeiten und Bedingungen auseinanderzusetzen. Ich kannte die Braille Schrift, wusste aber nicht, wie sie sich entwickelt hat. Um den Gesamteindruck eines Zeichens zu erhalten, müssen alle Punkte unter eine Fingerkuppe passen. Welch eine Pionierarbeit Louis Braille geleistet hat, ist einfach brilliant.

Thomas Zwerina hat eine große Liebe für die Sprache. „Sie spitzte die wulstigen Lippen zu einem von Eifersucht zerfressenden Fauchen.“
Allerdings ist sein Erzählstil sehr speziell. Streckenweise hat jedes Substantiv auch ein Adjektiv. Vielleicht braucht es das, um die Sinne anzusprechen und tief in das Buch eintauchen zu können. Auf mich hat der Schreibstil eher sperrig und steif gewirkt und mein Lesefluss war gehemmt. Über Louis Braille hätte ich gerne mehr erfahren. Er blieb mir leider fremd, so wie alle anderen Personen auch. Meine Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt.

Eine Leseempfehlung für geschichtlich interessierte Menschen, die sich mit dem Schreibstil anfreunden können.