faszinierende Persönlichkeit, Schreibstil mitunter etwas zu reichlich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
ellus Avatar

Von

"Eine Fingerkuppe Freiheit" ist ein Roman, der mit seiner Atmosphäre und seinen Beschreibungen auf alle Sinne wirkt, so dass man von Anfang an darüber nachdenkt, wie und auf welchen Wegen man die Welt und sich selbst darin wahrnimmt.
Auch wenn der Roman recht kurz ist, hat man doch sehr lange etwas davon, weil die einzelnen Kapitel sprachlich und bildlich so reichhaltig sind, dass man sie nur in kleinen Häppchen genießen kann. Zugegeben waren mir die Bilder und Vergleiche manchmal etwas zu viel des Guten, so dass ich so sehr mit dem Schreibstil beschäftigt war und über eine einzelne interessante Formulierung nachgedacht habe, dass die Handlung dabei sehr in den Hintergrund gerückt ist.

Die Handlung selbst wirkt dann eher außerhalb der Lektüre nach und hat mich dazu gebracht, mich weitergehend mit dem Thema zu beschäftigen.
Brailles Lebensgeschichte, von seiner Erblindung in der Kindheit, über seine Jugend, die mit so viel Drang erfüllt ist, selbständig zu sein und lernen zu können, Wissen sammeln zu können, und auch anderen Blinden dazu zu verhelfen, zeugt von einer faszinierend starken Persönlichkeit.
Gerade dass Braille seine Schrift schon als Schüler entwickelt hat, ist wirklich beeindruckend. Wie diese Entwicklungen sowohl auf die Lebenswelt der Blinden und der Sehenden gewirkt haben muss, weckt spannende Gedanken über die Geschichte der Inklusion.