Tolles Thema, aber der Schreibstil hat mich nicht erreicht

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schneewehe Avatar

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Das Thema das Buches finde ich sehr spannend und der Titel hat mich sofort angesprochen, mehr noch als das Cover.
Schon einmal vorweg: Insgesamt fand ich das Buch okay, weil das Thema so toll ist. Der Schreibstil hat mich jedoch gar nicht erreicht. Das erste Drittel des Buches musste ich mich ganz schön quälen. Die Geschichte hat sich in Details verloren und man hat mehr über das Herstellen von Gebäck und das Pflücken von Birnen erfahren als über die Hauptperson Louis Braille und wie er seine Familie, seine Welt, seinen Alltag wahrnimmt. Der junge Louis Braille wurde für mich gar nicht greifbar. Der Großteil des Buches wird nicht aus seiner Sicht erzählt, sondern er wird eher in den Gedanken der anderen erwähnt. Das fand ich schade, da es doch eigentlich um ihn gehen sollte. An sich fand ich die Vergleiche und das „Malen mit Worten“ des Autors schön. Er hätte es nur sparsamer einsetzen und nicht ganze Seiten damit füllen müssen. So jedoch ist es anstrengend zu lesen. Ein Zitat als Beispiel: „Pigniers Verwunderung wuchs, wuchs wie ein hohler Kürbis, der zu nichts zu gebrauchen war und auf den Kompost wanderte. […] Pigniers Herz vollführte einen Wettstreit an langen Seilen. Am Ende riss das Seil, und er holte den hohlen Kürbis der Verwunderung vom Kompost zurück und füllte ihn mit Sanftmut und Neugier.“
Zur Hälfte des Buchs hin wurde es endlich spannend und Braille nimmt als Person Gestalt an und wird greifbar. Leider zieht es sich dann nach einer Weile wieder und ich habe ein paar Mal nachgeschaut, wie viele Seiten ich bis zum Ende noch durchhalten muss…
Es wirkte für mich, als hätte sich der Autor mehr mit sprachlichen Details beschäftigt (die jedoch in der Menge leider anstrengend zu lesen sind) und die Geschichte vernachlässigt. Mehrmals war ich unsicher, ob etwas gerade passiert, angedeutet wird für die Zukunft oder es einfach einen zeitlichen Sprung gab.
Das, was mich interessiert hatte, nämlich wie Louis Braille die Schrift genau entwickelt hat, warum welcher Buchstabe diese oder jene Anzahl von Punkten hat etc., wird leider nur in Ansätzen geschildert. Die Entwicklung der zugehörigen Schreibmaschine wird nur kurz erwähnt. Auch die Charaktere der besten Freunde bleiben im Dunkeln.
Einige Themen werden jedoch auch vertieft, z.B. Neid und Missgunst, Bestehen auf Existierendes versus den Drang, etwas zu verändern und zu bewegen, Sorge und Führsorge von Eltern, die „Dunkelheit“ des Blindseins, Streben nach Anerkennung…
Spannend fand ich auch, dass der Autor selbst erblindet ist und es somit sicher einige Parallelen in seinem und Louis Brailles Leben gibt.
Insgesamt war ich leider von dem Buch enttäuscht, da ich mir von Titel und Thema viel erhofft hatte. Das Thema ist wirklich spannend ist und es gibt auch gute Abschnitte. Ich kann das Buch aber nicht unbedingt weiterempfehlen.