Bilder einer Ausstellung

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buecherfan.wit Avatar

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Am 4. Oktober 1966 besucht die Ich-Erzählerin mit ihrem Mann Val die Eröffnung der Fotoausstellung "Many Were Called" im Museum of Modern Art in New York. Gezeigt werden die Portraits, die ein Fotograf namens Walker Evans in den Jahren 1938 bis 1939 in der New Yorker U-Bahn mit versteckter Kamera aufgenommen hat. Auf zwei Fotos entdeckt die Protagonistin ihren alten Bekannten Tinker Grey. Auf dem Foto von 1938 sieht Tinker Grey gepflegt und elegant aus, auf dem zweiten aus dem folgenden Jahr wirkt er abgemagert, verarmt und schmutzig. Die Konfrontation mit den Fotos löst bei der Protagonistin Erinnerungen und ziemlich intensive Gefühle aus. Sie hat ihrem Mann nichts von diesem Teil ihrer Vergangenheit erzählt. Er reagiert sensibel, vermutet eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang. Seine Frau scheint zu wissen, was in Wirklichkeit passiert ist.

Das erste Kapitel geht zurück ins Jahr 1937. Zwie hübsche junge Frauen - Protagonstin Katey Kontent und ihre Freundin Evelyn Ross - lernen am Sylvesterabend in einem Jazzclub Theodore Grey, genannt Tinker Grey kennen. Er sieht sehr gut aus und scheint ein reicher Junggeselle zu sein. Katey und Eve interessieren sich sofort für ihn. Sylvester 1937 scheint der Beginn einer intensiven Freundschaft zu sein. So viel weiß der Leser auch aus dem Klappentext.

Vorspann und erstes Kapitel machen uns neugierig auf die Dinge, die in den 30er Jahren geschehen sind. Die Protagonistin wird durch die Betrachtung der Fotos aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht. Wir möchten wissen wieso. Dem Autor gelingt es sehr gut, die Atmosphäre der 30er Jahre lebendig werden zu lassen. Sprachlich-stilistisch wirkt der Roman anspruchsvoll. Die Bezüge, die der Klappentext zu Autoren wie Scott Fitzgerald und Truman Capote herstellt, tragen ebenfalls dazu bei, mein Interesse zu wecken. "Eine Frage der Höflichkeit" scheint ein sehr lohnender Debütroman zu sein.