Das Kultbuch aus Island

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daphne1962 Avatar

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Ein Kultbuch in Island wird schon getitelt. Hier hat sich Hallgrimur Helgason selbst übertroffen, wie ich finde. Alleine, wenn man das Cover anschaut, nimmt man es unwillkürlich in die Hand, man kann gar nicht vorbei laufen.

Sprachlich wortgewandt mit herrlichen Begriffen und Vergleichen, wie „Sie hatte Beine wie 40jährige Birkenstämme“ oder so Ausdrücke wie Navigationselse und Marathonquasselei machen es zu einem lesenswerten Buch bei dem man auch herrlich lachen kann. Aber andere Male bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Herbjörg Maria Björnsson (genannt Herra) ist 80 Jahre alt und meint, es reicht jetzt auch. Sie findet das Leben in keinster Weise mehr lebenswert, zumal sie verarmt und pflegebedürftig, krebskrank in der Garage von Freunden liegt. Lediglich ihr Laptop, die Zigaretten und ihre Handgranate leisten ihr Gesellschaft. Die einzige Abwechslung die sich bietet sind 2 Frauen vom Pflegedienst, die sich um sie kümmern. Die Vorbereitungen für ihren bevorstehenden Tod laufen bereits, aber Herra plaudert wie eine alte Dame beim Kaffeekränzchen über ihr langes Leben. Vom Anfang bis zum Ende, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern immer über das, was ihr so einfällt. Sie springt da schon so manche Jahre oder Jahrzehnte hin und her, was allerdings kein Problem erscheint, denn hier wird in einer brutal ehrlichen Art und Weise das erzählt, was und wie es wirklich war.

Zwischendurch rechnet sie noch ab mit ihren Söhnen und Schwiegertöchtern und zeigt ihnen, das das Abschieben nicht funktioniert. Solange man mit dem Computer am Netz hängt, kann man immer noch am Leben teilnehmen, sogar an dessen der untreuen Schwiegertochter.

Sie war die Enkeltochter des Präsidenten von Island, hat in Dänemark, Deutschland und Argentinien gelebt. 4 Kinder geboren von denen 3 noch leben, ihre 3 Söhne, die sich nicht für ihre Mutter interessieren und da sie eh alle verschiedene Väter hatten. An ihren Männern lässt sie kein gutes Haar, Ihre Eltern haben sie schwer enttäuscht und dennoch ist sie durch das Leben gekommen. Die Figur, die Hallgrimur Helgason hier geschaffen hat, die muss man einfach mögen.

Ein großes Lob muss ich dem Übersetzer Karl-Ludwig Wetzig aussprechen, er hat hier ganze Arbeit geleistet und eine grandiose Übersetzung geliefert. Isländisch ist halt keine Allerweltssprache. Es ist mein Buch des Monats Oktober. HH, wir warten auf ein neues Buch!

Danke liebes vorablese-Team, das ich dieses Buch lesen durfte.