Die Memoiren der Herbjörg Maria Björnsson

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dicketilla Avatar

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“ Ich habe sicherlich nur noch ein paar Wochen zu leben ,
zwei Stangen “Pall Mall”,
einen Computer und eine Handgranate,
und doch habe ich es nie besser gehabt im Leben .” ( S. 7 )

Es sind die Memoiren der Herbjörg Maria Björnsson  , erzählt in Rückblicken .
Gefesselt an ihrem Krankenbett , zweimal bekommt sie Hilfe durch die medizinische Krankenpflege .
Fühlt sich als Nichtbegrabene mit Atemnot , einzig der Gang zur Toilette , der Via Dolorsa , bezeichnet sie als schmerzhaften Bußgang .
18 Jahre plagt sie sich schon mit dem Bengel Krebs , wie sie ihn nennt ,
wo sie doch eigentlich nach der Diagnose nur noch 3 Monate zu leben hätte .
Ihre Mutter hatte 1929, im Jahr ihrer Geburt , eine Erscheinung der Mutter Gottes , das brachte ihr den
Namen Maria ein , wobei Herbjörg dagegen den Spitznamen Herr  .
Ihr Vater verleugnete sie und erst sieben Jahre später bereute er diese Entscheidung , und trat wieder in ihr Leben .Er der Sohn des isländischen Botschafters .
Sie bezeichnete ihn als einen Mann der Schwäche für Uniformen , da sich dieser den Nazis anschloss .
Ihr Leben war sehr turbulent , als Salonlöwin trank sie so manchen Mann unter den Tisch ,
als Feministin lebte sie die freie Liebe und ließ sich von keinem Mann in die Ehe locken .
Ihre drei Söhne ließen sich schon lange mehr bei ihr blicken , behielt sie aber im Auge , indem sie
Sie über ihren Computer beobachtete , und manchmal auch in ihr Leben eingriff .
Über Facebook , in unterschiedlichen Profilen , lebte sie in einer anderen Welt , und schlüpfte in andere Identitäten .
Hatte sie doch selbst das Leben in seiner ganzen schmierigen Fülle kennen gelernt , und nicht immer
Nur die schönen Seiten erlebt .
So macht sie sogar vorsorglich schon einmal einen Termin für ihre eigene Einäscherung .

Es ist die Geschichte der Besetzung Islands und  die Zeit des zweiten Weltkrieges .
Ihre Kindheit ist geprägt von Demütigungen , aber auch von  Kampfgeist .
Und immer wieder werden Verbindungen zu bekannten Persönlichkeiten der isländischen und Weltkultur gezeichnet .
Wie sie während ihres Studiums in Hamburg eine unbedeutende Band aus Liverpool kennen lernt ,
die sich später als die Beatels in die Musikgeschichte schreibt .
Die Handlung beginnt 2009 und geht zurück bis ins Jahr 1929 .
Ein großer Teil aber behandelt die Jahre 1940 bis 1945 ,
in denen sie in verschiedenen Ländern die Zeit des Krieges erlebt .

Ein sehr aufwühlendes Buch .
Auch wenn manche Passagen sehr witzig geschrieben sind , steckt hinter dieser kleinen Frau , doch eine sehr intelligente Persönlichkeit .
Genau wie dieses kleine Land Island ,selbst in Besatzungszeiten ,um seine Unabhängigkeit kämpft ,
kämpft sie auf ihre eigene Art , um die ihrige .

Sehr , sehr lesenswert !