Eine Lebensgeschichte mit vielen Wendungen

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gisel Avatar

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Die 80jährige Herbjörg Maria Björnsson wohnt nach einem ereignisreichen Leben schwerkrank in einer Garage. Mit ihrem Laptop surft sie durch das Internet und ihre verschiedenen virtuellen Identitäten, während sie unter ihrer Decke eine alte Handgranate aus dem Krieg aufbewahrt. Doch nun ist es genug, sie macht ihren Termin für die Einäscherung fest. Vorher erzählt sie noch ihre Lebensgeschichte. Ihr loses Mundwerk zieht dabei manches ins Lächerliche, anderes wird erst dadurch beim Lesen erträglich.
Vieles hat sie mitgemacht, und die Abgeklärtheit in ihren Erzählungen lässt sich nur durch ihre Erlebnisse verstehen. Anfangs fällt es noch schwer, sie bis in letzter Konsequenz sympathisch zu finden, doch spätestens als ihre Erlebnisse aus der Kriegszeit kommen, ändert sich der Ton der Erinnerungen, und man kann nur noch Verständnis empfinden für ihr weiteres Leben, das lange nicht so verlief, wie sie es sich vorstellte. Und doch kann sie auf ein erfülltes Leben blicken, mit mancherlei Freud und Leid.
Mit dem Lebensweg dieser taffen alten Frau ist Hallgrímur Helgason eine äußerst interessante Protagonistin gelungen, die für manches Verständnis erheischt, aber auch polarisieren wird. Sie ist keine einfache Frau, diese Frau, die ihre drei Söhne zu ihrer Mutter abgeschoben hat und nun allein in einer Garage wohnen muss, mit nur einer Handgranate als Erinnerung und dem Laptop als Verbindung zur Welt. Doch sie ist eben eine Frau mit vielen Facetten.