Hart im Leben

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ritja Avatar

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Das Buch ist bissig, zynisch und hart zu den Charakteren und teilweise auch gegenüber dem Leser. Anfangs empfand ich das Buch noch als bissige-humorvolle Lektüre einer alten Frau, die über ihr Leben nachdenkt und sich an den Menschen, die sie nicht mehr beachten, rächt. Sie ist hart gegen sich selbst und andere. Herbjörg Maria Björnsson ist eine 80jährige Frau, die in einer Garage auf den Tod wartet. Ihren Einäscherungstermin hat sie sich bereits reserviert und so nutzt sie die letzten Tage/Wochen, um aus ihrem Leben zu erzählen. Sie (Isländerin) zog mit ihren Eltern nach Deutschland und hat an den Schulen kein leichtes Leben gehabt. Ihr Vater war ein fanatischer Anhänger der NS-Politik und in der SS. Er zog in den Krieg und kam als gebrochener Mann zurück. Ihre Mutter geht nach Dänemark und lässt sie zurück. Sie kommt durch den Krieg an die Nordsee und erlebt dort wohl ihre schönste Zeit. Später muss sie ständig vor Hunger, Elend und Vergewaltigungen fliehen und doch wird sie immer wieder eingeholt. Diese Kriegsjahre werden von Hallgrimur Helgason sehr ausführlich und hart an der Grenze (zumindest für mich) beschrieben. Herbjörg härtet durch die verschiedenen Erfahrungen in ihrem Leben ab und nimmt sich am Ende immer was und wen sie will. Ihre Söhne müssen mit und bekommen nur wenig Mutterliebe und Geborgenheit. Dies spiegelt sich auch in dem jetzigen Verhältnis zu ihrer Mutter wider. Das Buch hat mich stellenweise schockiert und traurig gemacht, da konnte selbst der bissige Humor, der immer wieder durchkommt, nicht helfen. Man sollte sich nicht von den ersten Kapiteln täuschen lassen…nein, es ist kein humoristisches Buch über eine alte Frau…mehr eine Lebensgeschichte, die sehr hart und traurig ist.