Isländischer Humor am Leben von Herr

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sandrahofmann81 Avatar

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Mir hat der Roman „Eine Frau bei 1000°“ von Hallgrímur Helgason sehr gut gefallen. Alleine schon das Buchcover mit der alten Frau hat mich neugierig auf ihr Leben gemacht und denke es geht sicherlich auch anderen Lesern so.

Der Roman erzählt das Leben von Herbjörg Maria Björnsson, die vom Autor „Herr“ genannt wird. Sie wurde 1929 geboren und lässt Ihr Leben 2009 mit 80 Jahren Revue passieren. Herr lebt alleine mit Laptop und Handgranate in einer Garage und der Pflegedienst kümmert sich um sie. Wichtig sind ihr die Zigaretten und ihre Facebook-Accounts. Durch den Krieg ist sie sehr eigenbrötlerisch geworden. Sie hat Kinder, aber diese melden sich nicht bei ihr oder besuchen sie.

Der Roman besteht aus vielen Kapiteln, die teilweise in der Gegenwart aber dann auch wieder in der Vergangenheit spielen. Die Erinnerungen sind unsortiert, je nachdem was ihr gerade einfällt. Sprachlich kommt es einem wie Abrechnungen mit dem Leben vor, die man teilweise nachvollziehen kann. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und schreibt einfach unverblümt und ehrlich heraus.

Der Roman gefällt mir durch seine Realitätsnähe und fühlt sich als würde man einer alten Dame zuhören. Besonders interessant fand ich auch die Lesung auf der Frankfurter Buchmesse, wo zu dem Autor auch noch der Übersetzer vor Ort war. Interessant war zu hören, dass der Autor Bedenken hatte, dass der Übersetzer schneller fertig mit der Übersetzung ist, als er mit dem Schreiben, aber das hat ja dann alles noch pünktlich geklappt. Besonders zu empfehlen ist die Stelle mit dem Anruf von Herr wegen Ihrer Einäscherung, die vom Autor selbst gelesen wirklich gut rüber kam und vermittelt wurde, auch wenn es schon ein besonderer Humor ist, den der isländische Autor hat