Ein Ticken zu viel
Ich bin ein Fan von von Kürthy, hatte aber Schwierigkeiten in den Flow zu kommen, den ich sonst bei ihren Büchern immer habe. Das Anknüpfen an ihren „Mondscheintarif“ und die Einbindung der Charaktere aus den Coro Hübsch-Episoden machte mir zunächst auch Angst. Ich hatte die Befürchtung, jetzt werden alle ihre Bücher mit Gewalt miteinander verknüpft. Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Dennoch: Die ersten Seiten waren schwer, der angestaute Frust der Cora Hübsch für meinen Geschmack etwas too much. Dabei ist es der Autorin erst mal nicht gelungen ihr sonst so omnipräsentes Augenzwinkern mitzuschreiben. Erst nach etwa 35 Seiten kam die „alte“ von Kürthy wieder zum Vorschein. Immer mal wieder. Genauso wie das Gefühl, dass hier kein heiterer Roman, sondern eine Abrechnung mit dem Leben in meinen Händen liegt. Klar ist diese Abrechnung oft auch urkomisch, weil so wahr. Manchmal musste ich laut lachen, dann fast weinen, weil es zu ehrlich ist, was sie schreibt. Und man „normalerweise“ über so etwas nicht spricht. Genau das ist es, was ich schon immer an von Kürthy geschätzt habe. Aber diesmal war es mir stellenweise zu viel. Ins Herz geschlossen habe ich sofort Erdals Mutter Renate. Einfach herrlich. Aber auch hier ein „aber“: Denn ich weiß nicht, ob die Erfindung eines Podcasts mit dem Titel „Bis du tot bist“ nicht auch wieder der eine Ticken zu viel ist, der die gerade erst aufgekommene Leichtigkeit mit einem Schlag wieder zunichtemacht.