Eine verrückte, philosophische Odyssee

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maulwurf123 Avatar

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"Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" ist das Debüt des Autors Jaroslav Kalfar und spielt im April 2018. Das erste Raumschiff der tschechischen Geschichte, die JanHus1, steigt von einem Kartoffelacker hinauf ins weite Weltraum. Die ganze Nation verfolgt dieses Spektakel. Die Besatzung besteht aus einem einzigen Raumfahrer: Dem Protagonisten Jakub Procházka, ein Professor für Astrophysik, der von einer Kollaborateursfamilie abstammt. Ihn erwartet eine lange, eintönige und einsame Zeit im Weltraum, sodass es kein Wunder ist, dass ihn nach guten dreizehn Wochen der Forscherdrang verlässt. Sein einziger Lichtblick sind die wöchentlichen Video-Chats mit seiner Frau Lenka, welche jedoch schon bald Schluss macht. Jakubs Leben im Orbit gerät gehörig in Schieflage und urplötzlich schleicht sich ein haariger, achtbeiniger Mitbewohner in sein Raumschiff ein...

Deutlich lässt schon das Cover auf ein Buch des Genre Literatur schließen. Es ist recht modern und passend zum Thema "Raumfahrt" bzw. "Weltall" gestaltet. Mir persönlich gefällt es sehr gut.

Die Geschichte ist genauso verrückt, wie sie sich anhört. Zudem sehr philosophisch und definitiv keine leichte Lektüre. Glücklicherweise hilft da der angenehme Schreibstil Kalfars, der mich gleich von Anfang an gepackt hat. So kam ich richtig gut in die Handlung hinein. Erzählt wird das Buch in der Ich-Perspektive - man lebt, fühlt und leidet richtig mit dem Protagonisten Jakub, der ja doch recht schnell einsam im Weltall wird. Leider schwächte die Geschichte in der Mitte etwas ab, blühte gegen Ende hin dann glücklicherweise jedoch wieder auf. An manchen Stellen musste ich richtig Schmunzeln, z.B. als Jakub von seinen Therapiesitzungen mit Dr.Kurak erzählt, welcher ihn vor der einsamen Weltraumfahrt betreute: "Lachen Sie auf keinen Fall über Ihre eigenen Witze, hatte Dr.Kurak mir geraten. Das sei ein sicheres Zeichen geistigen Verfalls." Andere Stellen hingegen haben mich nachdenklich gestimmt: "Der Welt von Nutzen zu sein heißt nicht unbedingt, dass der eigene Name in der Zeitung steht. Politiker, Filmstars..."

Aufgrund der Schwäche im Mittelteil vergebe ich hier "nur" 4 Sterne, spreche aber eine Leseempfehlung für all jene aus, die Lust und Laune auf eine verrückten, philosophische Odyssee im Weltraum haben möchten.