Dieses Buch schmerzt!

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Rezension zu "Eine kurze Geschichte vom Fallen" von Joe Hammond

Die autobiografische Geschichte handelt vom Autor selbst, welcher an der seltenen Motoneuron-Krankheit leidet, einer zwangsläufig zum Tode führenden Erkrankung des motorischen Nervensystems. In seinem letzten Buch schreibt Joe Hammond, Ehemann und zweifacher Vater, nicht nur in allen, teils kaum aushaltbaren Details über seine Krankheit, sondern erzählt auch davon wie es ist, wenn einen die Menschen, die man am meisten liebt verlieren werden. Alle wissen es und niemand kann etwas dagegen tun.

Ein Buch wie ein großer Stein auf der Brust.

Aber der zweiten Hälfte fiel es mir schwer das Buch überhaupt noch zur Hand zu nehmen. Es ist einfach traurig und ich wollte die ganze Zeit etwas tun, wollte verhindern, dass der Autor auf diese tragische und demütigende Weise dahinsiechen und schließlich seine Frau Gill und seine beiden kleinen Söhne zurücklassen muss. Dabei kann ich es mir unmöglich vorstellen, wie es Joe Hammonds Familie gegangen sein muss. Wieviel Kraft seine Frau aufbringen musste, um das Schicksal ihrer Familie zu akzeptieren, für ihre Söhne da zu sein und gleichzeitig auch noch ihren Mann zu pflegen, der recht bald bettlägrig war beziehungsweise im Rollstuhl saß.

Die Leser_innen müssen sich während der Lektüre unweigerlich mit dem Tod, dem Verlust und der eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen. Das tut weh.

Zum Glück hat der Autor bis zum Schluss seinen, teils schwarzen, Humor nicht verloren und so konnte ich zumindest hie und da ein wenig schmunzeln doer sogar herzhaft lachen. Viel öfter kamen mir jedoch die Tränen.

Joe Hammond lässt durch diese Geschichte die ganze Welt an seinem Tod und der davorigen Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit teilhaben. Das ist unglaublich mutig und ich war von seiner Offenheit sehr berührt.

Vom Schreibstil her ist alles recht durcheinander, so als hätte der Autor einen Gedanken an den anderen gehängt und uns sein Gefühlschaos vermitteln wollen. So wie sein Körper langsam auseinanderfällt, so fällt auch dieses Buch irgendwie auseinander.

Hier eines der für mich berührendsten Zitate aus dem Buch:
"Ich weiß, dass es wohl irgendwann wichtige Männer in Toms und Jimmys Leben geben wird, und es ist schwer, nicht zu wissen, ob diese Beziehungen gut sein werden. Ich muss einfach darauf vertrauen, dass dem so sein wird, was eine andere Art von Loslassen ist, die Einsicht, dass es niemals möglich ist, die Kontrolle zu haben - nicht wirklich. Es ist sehr hilfreich, endlich zu dieser Art von Erkenntnis gelangt zu sein - etwas loszulassen, das ich nie wirklich im Griff hatte."

Joe Hammond ist mittlerweile im Alter von 50 Jahren verstorben.
In Gedanken bin ich bei allen, die er zurückgelassen hat.