Übers Fallen...und die Lust am Leben während des Sterbens

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Manche Bücher fesseln einen ab Seite 1 und lassen einen dann nicht wieder los...sogar nachdem man es beendet hat. Für mich ist "Eine kurz Geschichte des Fallens..." so ein Buch.

Joe Hammond, der inzwischen verstorben ist, schrieb das Buch als eine Art Hilfsmittel, um Abschied zu nehmen, nachdem bei ihm die Motoneuron-Krankheit diagnostiziert wurde. Als LeserIn ist man also dabei, wie Joe immer öfter stürzt, langsam die Kontrolle über seinen Körper und damit auch seine Freiheit verliert, bis er zuletzt vollkommen bewegungsunfähig ist.

Was mich dabei zutiefst beeindruckt hat (neben der Tatsache, dass der Autor auch in schwersten Zeiten nie seinen schwarzen Humor verliert; ganz ehrlich, wenn es keine wahre Geschichte wäre, würde man an eine sehr tragische Slapstick Komödie denken), ist, dass sich Joe ganz bewusst mit der Endlichkeit seines Lebens beschäftigt und dadurch, trotz des nahenden Todeszeitpunkts und des körperlichen Verfalls, eine ungeheuer stark ausgeprägte Lebensfreude zu empfinden scheint... und diese Freude am/Liebe zum Leben ist ansteckend.

Selbstmitleid scheint dem Autor völlig fremd, und ich habe mich während des Lesens ständig gefragt, wie man in seiner Situation so stark bleiben kann?! Joe Hammond schafft es, durch gnadenlose Ehrlichkeit und mit seinem ganz eigenen Humor, Empathie zu schaffen: ich habe mitgelitten wenn er fiel und mitgeweint als er über und für seine 2 Söhne und seine Frau schrieb... und mir gewünscht, dass seine "kurze Geschichte" noch länger andauern würde.