Kröten-Power und viel Liebe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buch-leben Avatar

Von


Das Buch wird aus zwei verschiedenen Perspektiven geschrieben: Mal wird die Geschichte durch Vincent, mal durch Lilly erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen, da man hier mal die Sicht des einen und mal die des anderen lesen konnte. Gut war außerdem, dass immer alles an das andere anschließt und so sich die eigentlichen Handlungen nicht doppeln - das finde ich immer sehr nervig, denn schließlich will man ja wissen, wie es weiter geht.

Vincent war mir von Anfang an sympathisch. Er ist chaotisch, aber liebevoll und hat ein Herz für Tiere. Außerdem sind ihm Freunde und Familie sehr wichtig. Dass er auch noch gut aussieht, ist das i-Tüpfelchen :)
Mit Lilly hatte ich anfangs wirklich meine Probleme. Sie war zickig, weltfremd, an der ein oder anderen Stelle sogar etwas undankbar. Es hat wirklich gedauert, bis sie meine Sympathien bekommen hat und das hat auch mit der tollen Entwicklung zu tun, die sie in diesem Buch durchmacht.
Gut gefallen haben mir aber auch die anderen Charaktere des Buches: Die Bewohner von Vincent's Haus sind alle irgendwie Unikate, einer verschrobener als der andere. Aber wirklich sehr liebeswert. Ich musste mehr als einmal über die Handlungen schmunzeln.
Natürlich darf auch die Schildkröte nicht fehlen. Diese ist sehr geschickt in die Geschichte eingebaut, wie, wird aber noch nicht verraten.

Die Geschichte spielt - wie für Emma Wagner typisch - in Heidelberg. Anfangs hat mir die Beziehung zur Stadt - die ich einfach wunderschön finde - etwas gefehlt. Aber ab etwa der Hälfte des Buches weiß man dann ganz sicher, wo man ist. Und möchte am liebsten sofort dahin und auch die Burgruine oder das Feuerwerk bewundern. In diesem Buch steht aber nicht nur eine deutsche Stadt, sondern auch China im Mittelpunkt des Buches. Denn Lilly ist - zumindest der Abstammung her - Chinesin. Die Geschichte ist deswegen immer wieder gewürzt mit chinesischen Sprichwörtern oder Anekdoten aus der chinesischen Mythologie. Dafür Daumen hoch!

Diese Geschichte ist keine typische ChickLit-Geschichte. Natürlich geht es viel um Liebe - so soll es ja auch sein - und Missverständnisse. Diese führen zu witzigen Gegebenheiten und man hofft mit, dass sich schnellstmöglich alles aufklärt und die Liebenden endlich zueinander finden. Trotzdem spricht Emma Wagner hier aber auch ernste Probleme an: Leistungsdruck, Drogen- und Geldprobleme, Streit in der Familie. Das hat mir sehr gut gefallen, denn es zeigt, dass das Leben nicht immer rosarot, aber dennoch lebenswert und schön ist. Gerade der Einbezug von eher negativen Lebensereignissen macht das Buch für mich einzigartig.

Der Schreibstil ist locker leicht und das Buch liest sich schnell weg. Der Lesefluss wird durch die oben angesprochenen Perspektivenwechsel noch unterstützt. Gut fand ich auch, dass die Autorin nicht immer alles auf dem Präsentierteller dem Leser vorgibt, sondern sich manchmal mit Andeutungen begnügt, aus denen der Leser selbst seine Schlüsse ziehen kann.

Insgesamt hat mich das Buch - trotz Anfangsschwierigkeiten mit Lilly - sehr begeistert. Es ist eine schöne Sommerlektüre, in die man gut abtauchen kann - auch oder gerade wegen der kleinen, ernsteren Passagen. Deswegen vergebe ich 4,5 Sterne :)