Sehr spannend

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smoll04 Avatar

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Samantha Hayes’ Thriller „Eine von uns“ beginnt mit einem beklemmenden Prolog, der sofort eine düstere und verstörende Atmosphäre etabliert. Die Perspektive der jungen Sara, die scheinbar Opfer eines brutalen Übergriffs wird und zwischen Leben und Tod schwebt, lässt einem den Atem stocken. Die Autorin schreckt nicht vor expliziten Beschreibungen zurück und macht bereits zu Beginn klar, dass dieser Roman psychologisch tief und emotional fordernd ist.

Im Kontrast dazu folgt im ersten Kapitel ein scheinbar harmloser Szenenwechsel zur neuen Hauptfigur Gina, die mit ihrer Familie in ein prachtvolles Stadthaus an der englischen Südküste zieht – ein Neuanfang nach einem tragischen Hausbrand. Doch der Schein trügt schnell: Die Begegnung mit der mysteriösen Haushälterin Mary bringt eine unheimliche Spannung ins Spiel. Mary wirkt perfekt – zu perfekt. Ihr plötzliches Auftauchen, ihre überfreundliche Art und die subtile Dominanz, mit der sie sich in Ginas Leben schiebt, erzeugen beim Lesen ein stetig wachsendes Gefühl der Bedrohung.

Hayes versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen. Der Wechsel zwischen der traumatischen Vergangenheit und der trügerischen Idylle der Gegenwart zieht Leser\:innen in einen Sog aus Misstrauen, Trauma und subtiler Gewalt. Die Figuren wirken dabei glaubwürdig und lebendig – vor allem Gina, die als erschöpfte, dennoch wachsame Mutter zwischen Alltag und Misstrauen schwankt. Mary hingegen ist eine klassische „femme fatale“ mit psychologisch komplexer Tiefe – freundlich, kontrollierend, undurchschaubar.

Sprachlich ist der Text schnörkellos, aber effektiv – Hayes schreibt direkt, bildhaft und mit einem ausgeprägten Gespür für dramatische Zuspitzung. Besonders gelungen ist die Art, wie unterschwellige Spannung durch harmlose Alltagssituationen sickert. Nichts scheint sicher, niemand wirklich vertrauenswürdig.