Die Jagd ist eröffnet

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Chiltern Hills, genauer gesagt Heathcote in den 1980er Jahren: Im Dorf geht ein Eindringling – oder ist es eine Sie? – um, der zwar nichts aus den Häusern entwendet, der dort aber Dinge verändert. Die Presse gibt ihm schnell den Namen „The Fox“. Damit sät er nicht nur Angst, sondern vor allem Misstrauen unter den Dorfbewohnern.

Das Buch besteht aus vier Teilen, die jeweils aus der Perspektive eines der Dorfbewohner erzählt werden. Im ersten Teil ist es Deloris, eine junge Frau, die ihrem Mann aufs Dorf gefolgt ist, um ihrem öden Dasein zu entkommen. Doch auf dem Dorf kommt's noch schlimmer: Ihr Mann entpuppt sich als Scheusal, was Deloris veranlasst, ihre Zuflucht in Serien wie Dallas zu suchen. Und kaum hat sie sich ein wenig mit Anna angefreundet, verschwindet diese. Der zweite Teil wird aus der Perspektive des „Interim-Vikars“ Jim erzählt, der Anna und deren Mutter vor allem als engagierte Kirchgänger kannte. Der 3. Teil wird aus Sicht von Brian erzählt, dem Dorfpolizisten, der offenbar eine Schwäche für Anna hatte und der 4. Teil schließlich aus Sicht des etwas zwielichten Supermarktleiters Stan.

Dem Klappentext nach zu urteilen mag man einen Krimi erwarten. Doch diese Erwartung wird enttäuscht – denn man bekommt ein astreines Psychogramm geliefert: Was passiert mit Menschen, die immer sehr offen und vertrauensselig miteianander umgehen, wenn in ihrer Mitte jemand umgeht, der zunächst nur Unsicherheit verbreitet? Und wie steigert sich das, wenn aus der Mitte der Gemeinschaft jemand verschwindet? Man liest, wie vermeintlich harmlose Menschen bestienhafte Züge annehmen. Interessant sind dabei die verschiedenen Perspektiven: Deloris, die erst recht kurz im Dorf lebt und sich bewusst ein wenig außerhalb stellt; Jim, der schon etwas länger da ist, aber sich als Seelsorger durchaus integriert; der Polizist, der als ermittelnde Instanz neutral sein sollte ...

Wer sich darauf und auf den Schreibstil der Autorin einlassen will, wird hier mit skurril-bizarren Charakteren und einer nicht vordergründigen Spannung gut unterhalten. Denn die Spannung bezieht das Buch eher aus subtil mitschwingenden Fragen (Was ist mit Anna passiert? Wer ist der Fox denn nun?) als es ein Krimi täte.