Fuchs, du hast die Gans gestohlen...

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Eine von finsteren Wäldern umzingelte Dorfgemeinde, eine mehr unangenehme als vornehme darin lebende Bürgerschaft, viele offene Rechnungen, überall Misstrauen, inmitten ein unsichtbarer Eindringling,...lautlos,...sinnlos.

Sie nennen ihn nur den 'Fox'.

Das Konzept der Autorin scheint klar zu sein: Eine knapp 300 Seiten lange Story um einen vermeintlich ungefährlichen Einbrecher aufzubauen und somit versuchen, dass Leben der Dorfgemeinde gehörig auf den Kopf zu stellen. Denn: Wozu vor jemandem Angst haben, der ohnein ungefährlich zu sein scheint und lediglich,...naja, eben bloß Angst verbreitet?
Diese eingentlich ganz harmlose Frage dürfte zentraler Dreh- und Angelpunkt in Cummings Storygeflecht sein.

Es ist wahrscheinlich der ruhige, entspannte, sinnierende, teils sogar emotionslose Ton, der diese Distanz zwischen Leser und Charaktere herstellt. Ein Faktor, den ich im Normalfall als eher kritisch, als "Problemkind" betrachte.

Im Fall "Eine von uns" ist das ein wenig nüchterner zu betrachten:

Die Autorin kümmert sich zu Beginn, derart intensiv um Nebensächlichkeiten, verstrickt sich bewusst in "Detailanalysen", lässt einen strukturierten Handlungsaufbau etwas "links liegen" und vernachlässigt absichtlich den ursprünglich angeschnittenen Haupterzählstrang. Dies hat eines zur Folge: Man konzentriert sich so sehr auf diese von der Autorin bewusst geschilderten "Banalitäten", dass man den eigentlichen Grund der Erzählung komplett vergisst: Die Aufklärung der Identität des "unheimlichen Fox"!
Dieser kann sich währendessen bestens - still und heimlich - einschleusen und sorgt für eskalierende Unruhen unter den Charakteren.
Außerdem: Es ist überhaupt nicht von Belangen, WER für diese nächtlichen Einbrüche verantwortlich ist, die Tatsache, dass jemand in den Häusern einsteigt, Möbel verrückt, unentdeckt bleibt, reicht völlig, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

Erst als eine junge Frau aus dem Dorf verschwindet, wird der Fokus der Erzählung verlagert.

Fazit:

Auf sprachlicher Ebene gibt es von meiner Seite überhaupt nichts zu kritisieren: Sie ist sehr vornehm, sehr überlegt ausgewählt, wirkt zu keinem Zeitpunkt abgedroschen, oder gar platt. Attitüde Erzählstrukturen treffen immer wieder mal auf plattitüde Formulierungen. Solange die Balance stimmt, ist aber alles in bester Ordnung.

Unter dem Strich bleibt eine unterhaltsame Erzählung zurück, die in Sachen Engagement und Einfallsreichtum durchaus zu überzeugen weiß, deren Figuren aber durch diese Herstellung von bewusst erzeugter Distanz etwas blass bleiben. "...als hätte Laura Ashley Alfred Hitchcock zum Five o'Clock Tea geladen"(Paulus Hochgatterer) finde ich zwar ein wenig übertrieben, aber in abgeschwächter Form dürfte dies wohl hinkommen...