Erschreckend vertraut
Der Autor zeichnet das Bild einer klassischen westdeutschen Nachkriegsfamilie mit 3 Kindern. Nach aussen hin eine Bilderbuchfamilie ist die innerfamiliäre Atmosphäre angespannt, der Vater erwartet bedingungslosen Gehorsam und absolute Leistungsbereitschaft, selbst kleinste Verstösse werden geahndet und körperliche Züchtigungen regelrecht inszeniert. So dienen die Kinder für den Vater als Blitzableiter, der zwar gut austeilen aber nicht einstecken kann. Interessant ist, das sich wahrscheinlich viele Nachkriegskinder deren Eltern im 3. Reich sozialisiert wurden, in den Erzählungen wiederfinden können. Ich als 1974er Jahrgang, dessen Eltern 1932 bzw 1934 geboren wurden, fühle mich in vielen Beschreibungen des Autors an meine eigene Kindheit erinnert. Auch das unsere Väter vaterlos aufgewachsen sind, ist ähnlich. Ich bin daher auf das Buch und die weiteren Erzählungen des Autors sehr gespannt, da ich das Gefühl habe in die eigene Vergangenheit einzutauchen.