War es die richtige Entscheidung?

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lerchie Avatar

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Anna hatte es nicht so mit Weihnachten. Ja, wenn das Fest der Liebe sich näherte, so ab 1. Dezember befand sie sich ständig auf der Flucht. Auf der Flucht vor der weihnachtlichen Musik, vor dem Glöckchengebimmel auf dem Markt, über den sie hin und wieder gehen musste. In der Straßenbahn las sie lieber, als sich die mit Lichtern geschmückten Häuser anzusehen. Ja, sie übernahm sogar freiwillige Aufgaben, am liebsten in der Bibliothek, denn da war Essverbot und es roch somit noch nicht mal nach Mandarinen. Von ihrer Freundin Paula hatte sie den Spitznamen Grinch bekommen, nach dem grasgrünen Weihnachtshasser. Doch zweimal in der Woche konnte sie dem nicht entgehen, kaufte sie doch für die alte Frau Hallmann ein, und erledigte noch sonstige Arbeiten, die die alte Dame nicht mehr schaffte. Frau Hallmann würde zu Weihnachten wieder ihre Kinder und Enkel im Erzgebirge und in Köln besuchen, trotz der geschwollenen Beine. Und sie bat sie um ihren Besuch am 23. Dezember. Sie wolle ihr ein Geschenk geben. Und sie solle ja nicht wagen, ihr mehr zu geben als die üblichen Pralinen! Ach ja, die Geschenke die sie bekäme wären auch nicht immer die schönsten. Sie hätte gerne einen E-Book-Reader, aber von ihrer Verwandtschaft würde sie den wohl nicht bekommen. Die würden denken, dass sie damit nicht zurecht käme, meinte sie. Na ja, sie würde sich halt weiter über die Geschenke freuen, denn sie wolle niemanden verletzen. Anna überlegte, ob sie wohl ihre Familie verletzte, wenn sie Weihnachten immer verreiste. Aber sie hatte diesen Eindruck absolut nicht.
Im Radio zu Hause liefen auch nur noch Weihnachtsliede manche sogar vielfach am Tag. Also stellte sie das Radio aus und machte sich an den Text, den sie für Professor Wionkelstein schreiben sollte. „Ein Wintermärchen“ so hieß das Thema, eine Geschichte aus dem eigenen Leben. Doch wer erlebte schon Märchen? Ihr fiel heute auch weniger ein als sonst, was vielleicht mit dem ganzen Weihnachtskram zu tun hatte. Also suchte sie nach Last-Minute-Urlaubsangeboten, die sie sich noch leisten konnte. Da kam eine Mail an, die sie anklickte. Sie kam von ihrem kleinen Bruder, der sie bat, Weihnachten mit ihm, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu verbringen. War die Mail wirklich von ihm, oder hatte ihre Mutter nur seinen Namen benutzt? Zum letzten Mal hatte sie ihn an seinem Geburtstag am 19. Juni gesehen. Aber sie hatte es nur drei Tage ausgehalten. Er schrieb ihr regelmäßig kleine Briefe, die sie sorgfältig aufbewahrte. Es waren die Fragen nach der Zeit nach ihrem Studium , weil sie nicht in Berlin studierte, und weil sie noch keine Freund hatte. Doch ihr Stiefvater hatte definitiv kein Recht an ihr herum zu erziehen. Und nun diese Mail. Der Junge wünschte sich ein Buch, das würde er von seinem Vater wohl kaum bekommen, denn der hatte für Bücher nichts übrig. Das war einer der Gründe, weshalb sie sich mit ihm nicht richtig anfreunden konnte. Es war die Vorstellung der Freude des Jungen, die sie positiv auf die Mail antworten ließ. Der Gedanke, Weihnachten mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater verbringen zu müssen, gefiel Anna ja nicht so gut, aber sie freute sich, dass sie Jonathan eine Freude machen konnte. Erneut kam eine Mail, diesmal von ihrer Freundin Paula, die sie bat, sie vor Weihnachten nochmal zu besuchen. Während sie Paula zurückschrieb, kam nochmals eine Mail von Jonathan, der sich sehr auf ihr Kommen freute. Ihr Stiefvater hatte es natürlich mal wieder bezweifelt. Sie antwortete Jonathan noch auf seine Mail und schrieb wann sie ankäme.
Doch jetzt musste sie noch Weihnachtsgeschenke kaufen. Sie kaufte für Jonathan ein Märchenbuch, für ihre Mutter einen Krimi und für Gerd ein Heimwerkerbuch. Sie wünschte sich sehr, dass ihrer Mutter das Buch gefiel, Gerd war ihr egal. Zu Hause musste sie die Geschenke noch einpacken, was ihr gar nicht so leicht fiel. Und Zweifel an ihrer Entscheidung überfielen sie, doch Jonathan wollte sie nicht enttäuschen.
Die Buchbeschreibung:
Eigentlich kann Anna Weihnachten nicht ausstehen. Doch in diesem Jahr setzt sie sich ihrem Bruder zuliebe in den Zug, um mit der Familie zu feiern. Was folgt, ist ein Roadtrip der verschneiten Art: Nichts geht mehr, Anna muss sich mit Schneepflug und per Anhalter durchschlagen, und überall läuft in Dauerschleife »Last Christmas«. Doch anstatt ihre Entscheidung zu bereuen und sich auf die sonnigen Bahamas zu träumen, nutzt Anna die Gelegenheit, über ihre Familie und sich selbst nachzudenken. Corina Bomann erzählt eine zauberhafte Geschichte, die die Magie des Weihnachtsabends auf wunderbare Weise einfängt.

Die LP ließ sich sehr gut lesen, und sie hat mich neugierig gemacht auf die Fortsetzung. Ich würde mich über einen Buchgewinn sehr freuen, denn dieses Buch möchte ich sehr gerne vorablesen.