Ein oder zwei fremde Leben?

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ilonar. Avatar

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Unsere Gespräche sind absolut schwachsinnig
und als es schließlich klingelt,
beginne ich mich zu fragen:
Haben wir da etwa
zwei Freunde
gefunden?

So endet die Leseprobe und die, die sich das fragen, sind Tippi und Grace an ihrem ersten Schultag - voller Verwunderung. An diesem Tag sind die Zwillinge schon etwas älter als 16 und besuchen zum ersten Mal eine öffentliche Schule. Bislang wurden sie im eigenen Haushalt unterrichtet. Sehr unterschiedlich haben die beiden auf die Ankündigung reagiert, dass es nun mit der Sonderregelung Schule vorbei ist und Angst beschleicht sie, wenn sie an diesen ersten Tag in baldiger Zukunft denken.
Wie werden die Anderen auf Tippi und Grace reagieren? Werden sie akzeptiert oder permanent angestarrt werden? Sind sie doch so sehr anders als Mädchen sonst in diesem Alter – und sie werden auch bis an ihr Lebensende diese Andersartigkeit nicht besiegen können.
Tippi und Grace sind siamesische Zwillinge, von der Hüfte abwärts miteinander verbunden, aber mit zwei vollständig separaten Oberkörpern. „Untenrum“ so der der O-Ton von Grace als Erzählerin, sind sie Eins.

Wenn das Buch in diesem erfrischend lakonischen Ton weitergeht, dann wird es trotz des ernsten und schwierigen Themas ein Lesevergnügen sein – und es wird uns eine erzwungene und nicht abwendbare Lebensform näher bringen, die ich mir nicht vorstellen kann. Und wahrscheinlich andere Leser auch nicht.

Bin sehr gespannt auf mehr und hoffe, Fortuna ist mir wohl gesonnen.