Großartiges Buch!!

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martina apus Avatar

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Das Buch "Eins" von Sarah Crossan habe ich in 2 Tagen verschlungen. Man muss sich zunächst an den ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen, dieser hat aber manches Mal eine geradezu künstlerische Komponente.
Grace und Tippi sind siamesische Zwillinge mit zwei Oberkörpern und einem Unterkörper. Sie teilen also "fast" alles.
Dennoch sind sie nicht ein Individuum, sonder ZWEI.
Mit unterschiedlichen Bedürfnissen, unterschiedlichem Geschmack und unterschiedlichen Hobbies. So mag die eine Hitchcock Filme und die andere backt lieber Kuchen.
Da der Vater arbeitslos geworden ist, können die Eltern sich keinen Privatlehrer mehr leisten und die zwei sollen auf eine normale Schule gehen. Hiervor haben beide enorme Ängste. Werden sie doch stets angestarrt und auch beleidigt.
Erstaunlicherweise klappt es jedoch sehr gut und die beiden finden schnell Freunde, Jon und Yasmeen. Beide auch eher Aussenseiter, jedoch ganz wunderbare Menschen, welche auch ihr Päckchen mit sich tragen.
Die Geschichte der Familie wird sehr klar erzählt. Ein Vater der zum Alkoholiker geworden ist, da er die Familie nicht versorgen kann und keinen Job findet, eine überarbeitete Mutter, die keine Kraft mehr findet ihre drei Töchter nach Gefühlen und Ängsten zu fragen, eine Schwester, die aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit in die Magersucht zu gleiten droht und eine coole Oma, die gelernt hat das Beste aus allem zu machen. Die einzelnen Mitglieder werden sehr klar und transparanet beschrieben, so dass man sich ihnen schnell nahe fühlt.
Und auch wenn es im Buch eher um die verschiedenen Charaktäre, Ihre Bedürfnisse und Wünsche geht, so wird doch deutlich dass sie das Leid siamesiche Zwillinge zu sein nicht empfinden. Nicht so, wie es von aussenstehenden erwartet oder angenommen wird. Sie sind dennoch EINS, Seelenverwandte. Nehmen Rücksicht aufeinander und versuchen sich so gut es geht zu schützen.
Ein kleines Minus des Buches...es erscheint mir schon komischm, dass so intelligente und offene Mädchen mit 16 nie eine Schule besucht haben und auch sonst keinen Freundeskreis aufgebaut haben. Dies ist für mich eher unwahrscheinlich und erschien mir etwas stark überzeichnet.
Natürlich ist das Thema chirurgische Trennung immer wieder ein Punkt im Buch und hierin gipfelt auch die Geschichte. Auch wenn die zwei gut miteinander auskommen, ist die gesundheitliche Lage von zwei so besonderen Menschen äußert schwierig.
Ich kann die Buch Menschen empfehlen, die offen sind für unterschiedliche Menschen, aber auch Jugendlichen könnte dies Buch sehr gut gefallen, da es zeigt, dass Freundschaft und Liebe nicht von Äußerlichkeiten abhängt, nicht von Gesundheit oder Krankheit, nicht von Armut oder Reichtum.