Ich? DU? WIR!

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In dem Buch „Eins“ von Sarah Crossan lernen die Leser ein ungewöhnliches Zwillingspärchen kennen: Tippi und Grace. Die beiden Menschen verbindet nicht nur ihre Familie oder ihre enge Schwesternschaft, sondern auch der Umstand, von der Hüfte abwärts miteinander untrennbar verwachsen zu sein. Die beiden sechzehnjährigen Mädchen sind siamesische Zwillinge. Bisher bekamen sie privaten Unterricht zu Hause, doch als das Geld in der Familie immer knapper wird, werden sie buchstäblich dazu gezwungen, eine Schule – zwar eine Privatschule – aber doch eine Schule mit vielen Mitschülern und starrenden Augen, zu besuchen. Ihre zwei Jahre jüngere Schwester Dragon versucht sie ihnen die unausgesprochene Gesetze des Schullebens näher zu bringen und sie so auf ihre künftige Schulzeit vorzubereiten. In der Schule angekommen lernen sie zwei Mitschüler kennen, die sie bald als gute Freunde bezeichnen.
Das Geschehen wird aus der sensiblen Sicht von Grace wiedergegeben. Sie berichtet und erzählt aus ihrer Perspektive, die Leser erfahren von ihren Gefühlen. Es wird so lebhaft geschildert, dass dem Leser eine Identifikation mit Grace leicht fällt.
Aus dieser Innensicht heraus, wird ebenso klar, dass die beiden Mädchen, trotz gleicher Gene und identischem Aussehen, zwei individuelle Menschen mit unterschiedlichen Gefühls- und Erlebenswelten sind. Während Tippi die extrovertierte, mutige und vorlaute ist, so ist Grace eher die Ruhige, in sich gekehrte, nachdenkliche Person.
Das Buch handelt von familiären Problemen, wie den Geldsorgen oder der zunehmenden Essstörung der kleinen Schwester. Daran schließt sich das Gefühl an, die gesamte Aufmerksamkeit zu fordern und sich aus diesem Grund schuldig zu fühlen. Auch Liebe, Freundschaft, Rebellion und Sehnsucht nach einem eigenen Ich sowie der Tod spielen eine vordergründige Rolle.
Die Sprach- und Textgestaltung sowie auch der Schreibstil sind äußerst poetisch und erinnern an kunstvolle Gedichte. Manchmal füllt lediglich ein Wort eine Zeile, was meines Erachtens die Bedeutsamkeit der Worte hervorhebt und verstärkt. Neben der umgangssprachlichen direkten Rede finden Hinweise zur Beziehung der Zwillingsschwestern schier zwischen den Zeilen.
Mich persönlich hat das Buch sehr gefesselt, sodass ich schon etwas wehmütig war, als der letzte Satz gelesen war. Es ist ein sehr lesenswertes Buch zu sein, dass sich mit essentiellen Fragen des Lebens, wie dem eigenen Selbst, das individuelle selbstbestimmte Sein und die Frage nach dem Tod, auseinandersetzt. Sehr empfehlenswert!