Eis bricht: Immer im richtigen Moment...

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signalhill Avatar

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"Eis bricht" von Raimon Weber ist ein Buch, das man in einer Nacht durchlesen kann. Es ist ein Thriller mit einigen unerahnten Wendungen, die dem Buch immer wieder eine neue Wendung geben, und ich habe mich sehr gefreut, dass die Coverbeschreibung davon nichts verrät bzw. sogar etwas irreführend ist.

Henning Saalbach hat durch ein Verbrechen seinen Sohn verloren, seine Ehe zerbricht daran. Die zwölf Jahre, die der Täter im Gefängnis verbringt, vegetiert Henning vor sich hin, mit nur einem Ziel: er möchte den Täter nach dessen Entlassung für immer unschädlich machen.... Doch immer im richtigen Moment kommt ihm etwas Wichtiges dazwischen, und zum einen bekommt Hennings Leben selbst wieder einen Sinn, zum anderen macht er sich selbst schuldig..

Dabei ist der Titel toll gewählt, denn zum einen spielt das 'echte' Eis auf dem See eine Rolle, zum anderen bricht aber auch das Eis in Henning.. Geschickt sind verschiedene Ereignisse in der Geschichte verwoben, die Hennings Leben komplett umkrempeln. Weil er so auf das Töten des Verbrechers fixiert ist, macht er sich selbst schuldig an einem kleinen Jungen, und aus gleichem Grunde versagt er einer weiteren Person seine Hilfe, was fast zur großen Katastrophe führt - ich möchte hier aber nicht zuviel verraten. Henning muss sein Leben komplett überdenken, und das im allerletzten Moment, bevor es zum Äußersten kommt.

"Eis bricht" ist vor allem ein Buch über Henning Saalbach, dessen Leben nach dem Tod seines Sohnes selbst zu Ende scheint. Erst die extremen Ereignisse scheinen ihn wachzurütteln. Er ist wahrlich kein toller Typ, lässt sich gehen, ist übergewichtig, Alkoholiker, aber er findet doch hier zurück ins Leben. Er wird gebraucht, er wird auch geliebt, aber er hatte wohl vergessen, dass das möglich ist, denn nur die Rache zählte noch für ihn.

Mir hat das Buch so ausgesprochen gut gefallen, dass ich es kaum weglegen konnte. Tatsächlich konnte ich überhaupt nicht erahnen, wie es letztendlich ausgehen würde. Die sehr blutigen Szenen am Schluss hätte es meines Erachtens auch gar nicht gebraucht. Dass Henning und das Mädchen sich treffen und immer im richtigen Moment etwas Unvorhergesehenes passiert, scheint schon fast übersinnlich, aber immerhin denkbar. Es scheint jedoch zwischen ihnen eine fast übersinnliche Verbindung zu geben.

Fazit: Ein geschickt und überraschend konstruierter Thriller, der für mich mit einigen Überraschungen und auch Nachdenkpotential aufwartet. Ein Buch, das mit gerade mal 200 Seiten auskommt und doch sehr eindringlich ist. Das Ende bleibt fast ein wenig offen, ist aber so gut zu akzeptieren. Für mich ein sehr gelungener Lesespaß!