Entfesselt

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clara_fall Avatar

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Henning Saalbach hat eigentlich mit seinem Leben abgeschlossen. Nur eine Sache lässt ihn Tag für Tag, Jahr für Jahr noch irgendwie durchhalten - die Rache am Mörder seines kleinen Sohnes Marc. Einst waren sie eine glückliche Familie, doch nur ein kurzer Leichtsinn genügte, um das Leben aller Beteiligten völlig aus den Fugen geraten zu lassen. Der Mörder wird zwar schnell gefasst, doch seine Haftstrafe von 12 Jahren genügt Saalbach nicht. Nur wenige Tage sind es nun nur noch bis zu dessen Entlassung. Mitten in den Vorbereitungen, den Mörder bei seiner Entlassung zu erschießen, begegnet er erst dem Mädchen Conni und dann gerät er durch den Gefängnisschließer plötzlich an eine ganze Nazibande. Beide Begegnungen durchkreuzen seine Pläne und schon bald überschlagen sich die Ereignisse, die ihn alles wieder neu durchdenken lassen.

Das Buch beginnt mit der Tat eines Pädophilen. Darauf folgt das Kennenlernen der Hauptfigur Henning Saalbach - am Verlust seines Sohnes zerbrochen, der Alkohol ist sein bester Freund und sein erbärmliches Leben bestreitet er von Ersparnissen aus einem ehemals erfolgreichen Leben als Drehbuchautor, und dies nun schon seit 12 Jahren. Um so unglaubwürdiger erscheint seine relativ schnelle Wandlung zum denkenden, mitfühlenden Menschen - zuerst durch die Begegnung mit Conni, dann durch das seltsame Auftreten der "Freunde" des Schließers, den Verkehrsunfall, bei dem ein kleiner Junge betroffen ist und schließlich durch das Kennenlernen der Dolmetscherin Franziska. Einerseits geht diese Wandlung nach dieser langen Zeit der Abgeschiedenheit unglaublich schnell, andererseits erscheint jede dieser plötzlich auftauchenden Personen völlig fehl am Platz. Und zum Ende hin entwickelt sich - neben einem sehr blutigen Finale - sogar eine Lovestory mit Happy End.
Ich finde das Ganze einfach zuviel für diese recht dicht erzählte Story. Zuviel wird angerissen und nicht zu Ende erzählt. Warum verkehrt der Schließer in diesen kriminellen Kreisen und taucht selbst in der weiteren Handlung nicht mehr auf? Was möchte der Autor mit Conni und ihrer leidvollen Lebensgeschichte ausdrücken? Das alles wirkt auf mich einfach nicht rund. Ich habe unzufrieden und etwas genervt das Buch geschlossen - der gute Wille war da, aber lieber noch etwas üben. ;-)