Nicht schlecht, nicht schlecht...

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Vorab einmal Danke für das Buch.

Ich war wirklich kritisch...ein verbitterter Vater, dessen Kind ermordet wurde, der dem Alkohol verfallen ist, und weder Ehe noch Job aufrecht erhalten konnte und auf Rache sinnt. In diesem Zusammenhang tut er sich mit einer Gruppe rechts gesinnter zusammen, von denen er eine Waffe erhält und im Gegenzug zulässt, dass seine Tat gefilmt und im Internet veröffentlicht wird.

Seine Frau verarbeitet den Mord, indem sie sich der Esoterik zuwendet und mit ihrem Sohn aus dem Jenseits zu kommunizieren glaubt. Das alles tut sie so glaubhaft, dass sie eine eigene Sendung auf einem Glaskugel-Sender bekommt.

Etwa zu dem Zeitpunkt, an dem der Mörder aus dem Gefängnis entlassen wird -und der Hauptcharakter die seit zwölf Jahren geplante Rache vollziehen soll- taucht auf einmal ein kleines Mädchen in seinem Leben auf. Es erzählt erst relativ schemenhaft davon, dass die Eltern sie schlecht behandeln, nachdem es sich in dem Auto des Hauptcharakters versteckt hat. Es bittet den Hauptcharakter mehrmals um Hilfe, doch er ist zu sehr damit beschäftigt, seinen Plan umzusetzen.

Nach einer dramatischen Wendung, die ihn und das Mädchen fast das Leben kostet, lernt er eine Frau kennen, die in ihm längst verloren geglaubte Gefühle wieder erweckt. Sie rettet die beiden aus einem zugefrorenen See und erfährt von beiden die jeweiligen Lebensgeschichten. Sie bringt -während er seine Rache vollziehen will- das Mädchen, welches von ihren Eltern an Pädophile vermietet wird, zur Polizei und überzeugt ihn, zu einem Treffen von Eltern zu gehen, die ihre Kinder durch Mord verloren haben.

Dort trifft er auf eine Frau, die ihr Kind auf ähnliche Art verloren hat, wie er selbst (Surprise: es ist der selbe Täter). Und das in einem Ort, der nur einen Steinwurf von dem entfernt ist, in dem der Mörder aufgewachsen ist. Der Hauptcharakter fährt also dorthin, stellt Recherchen mit dem hiesigen Journalisten an und bringt Unglaubliches ans Tageslicht. Hier nun das einzig wirklich klischeehafte an der Geschichte: der Täter wurde als Kind selbst von seinem Onkel -bei dem er nach dem Tod seiner Eltern aufwuchs- missbraucht.

Oh, ich irre mich. Ab hier wird das Buch leider etwas sehr unrealistisch. Nachdem der Hauptcharakter den Täter nicht erschießen konnte, da er ihn für einen gebrochenen, schwer kranken Mann hielt, stellte er sich -während der Hauptcharakter in Ostdeutschland seinen Ermittlungen nachgeht- als hoch agil heraus. Er ermordet die gesamte Nazi-Truppe (von denen der Hauptcharakter die Waffe bekam), die ihn geschlossen in einem Waldstück angreift mittels eines gespannten Drahtes, Messer und Pistole. Zu guter Letzt - und weil es sich nun mal so gehört, dass das nähere Umfeld mit einbezogen wird- nimmt der Mörder die neue Freundin des Hauptcharakters als Geisel. In einem spektakulären Showdown wird der durchtrainierte Täter von dem durch Alkohol und Fertigessen aufgedunsenen Hauptcharakter überwältigt und letztlich von seiner Freundin getötet.

Das alles ist nur möglich, weil -wie durch ein Wunder- das Mädchen wieder auftaucht. Eigentlich wurde es von der Polizei in Obhut gegeben, aber es konnte sich absetzen und genau zum passenden Zeitpunkt am Haus der Freundin auftaucht und den Täter kurz ablenkt.

Alles in allem ein kurzweiliges Buch, das angenehm zu lesen ist und -Gott sei Dank- nicht zu sehr auf Selbstjustiz und mangelnder Härte des Systems rumreitet. Nach ca. 2/3 rutscht das Buch leider in besagte "Zufälle" ab, aber das ist mehr als verzeihlich. Auch, dass das Ende mehr als absehbar ist, stört nicht weiter. Immerhin ist es in Thrillern ja Gang und Gäbe, dass Angehörige/Partner/oder sonst wie Nahestehende vom Täter als finale Aktion als Geiseln genommen und erst in letzter Sekunde befreit werden können.

Schönes Buch. Empfehlenswert!