Wie würde man selbst handeln?

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Die Leseprobe zum Buch hat mich begeistert. Das Buch hat mich nicht enttäuscht.

Die Geschichte dreht sich um Henning Saalbach, einst erfolgreicher Autor von kitschigen Serien, der sein Leben und seine Familie liebte. Er begegnet dem Leser als Wrack, dem Wodka verfallen und in Racheplänen versunken. Sein Sohn wurde vor 12 Jahren von George ermordet - im Schlafzimmer der Eltern. Henning hat den Täter auf frischer Tat ertappt und der Fall wurde vermeintlich schnell geklärt. Doch Henning schreit nach Rache. Er will den Mann, der ihm das Wichtigste nahm, erschießen und endlich Frieden finden. Doch es kommt anders.

Im Prolog erfährt der Leser, das der Täter pädophil ist. Dass es sich dabei gar nicht um den Mord an Hennings Sohn handelt, wird erst später klar. Hier ist ein Serientäter am Werk. Doch es gelingt ihm, seine Tat als Totschlag zu verschleiern. Bis zum Mord an Hennings Sohn konnte ihm nichts nachgewiesen werden. Mich hat erschreckt, wie einfach die Familie und die Justiz zu täuschen war. Nach nur 12 Jahren Haft wird George entlassen. Henning Saalbach hat seine Rache mit einem Gefängniswärter minutiös geplant, wird dann über von zwei Männern überrascht, die die Tat filmen wollen, um zu zeigen, dass die Justiz erfolglos ist und Selbstjustiz die bessere Lösung. Ob diese Männer aus einem rechtsradikalen Milieu kommen, ist anzunehmen, wird aber nicht genau geklärt. Diese Wendung finde ich etwas überflüssig, das Buch wäre auch so spannend gewesen. Warum wurden die Männer eingebaut?

Auf dem Weg zu seinem Rachefeldzug fährt Henning einen kleinen Jungen an und verspätet sich, so dass George entwischt. Einige Tage später gelingt es Henning jedoch, ihn abzupassen. Auch bei diesem Treffen hält George an seiner Notwehrgeschichte fest und Henning bringt es nicht über sich ihn zu erschießen. Kurz darauf wird ein weiterer Junge ermordet. Wer ist der Täter?

Henning beginnt durch die kleine Conni - ein Mädchen, das ihm zufällig im Supermarkt begegnet und welches zu Hause missbraucht wird - wieder ins Leben zu finden. Er begegnet auch einer jungen Frau und sieht einen kleinen Hoffnungsschimmer. Er besucht sogar eine Selbsthilfegruppe. Dort lernt er andere Betroffene kennen und erfährt von weiteren ungeklärten Mordfällen, die sich ähnlich zugetragen haben. War hier der gleiche Täter am Werk? Henning beginnt die Vergangenheit zu rekonstruieren und stößt auf Parallelen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse.. Der Täter überfällt Hennings Freundin und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Alles in allem ein wirklich spannender Thriller, der sich schnell liest und wirklich angenehm geschrieben ist. Die Handlung ist rasant, doch irgendwie hatte ich am Ende das Gefühl, dass zuviel hineingepresst wurde. Der Mord an Marc, die geplante Rache, das missbrauchte Mädchen, die weiteren Fälle, die mysteriösen Herren - hier wär weniger mehr gewesen.