Eismädchen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
anyways Avatar

Von

Psychologin Alice Quentin gönnt sich zu Studienzwecken ein Sabbatjahr… in der größten forensischen Anstalt Englands. Thema ihrer Forschungsarbeit soll die „ Behandlung ausgeprägter und gefährlicher Persönlichkeitsstörungen und die Rehabilitation Gefangener sein“. Zur selben Zeit geht ein Serientäter in London um. Seine Opfer sind kleine Mädchen aus etwas schwierigen Familienverhältnissen. Zwei der Mädchen wurden schon tot aufgefunden, und jetzt ist ein drittes verschwunden. Alle diese Taten haben Ähnlichkeiten mit den Verbrechen des berüchtigten Kinsella, der vor mehr als 20 Jahren aktiv war, überführt wurde und jetzt in derselben Anstalt einsitzt, die sich Alice als Forschungsstation ausgesucht hat. Es liegt deshalb nahe das Detektive Burns sich erneut an die Psychologin mit Bitte um Hilfe wendet. Doch Alice hat zwei Probleme, nicht nur das Kinsella eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Vater hat, zu dem sie ein sehr schwieriges Verhältnis hatte, nein der Mörder antwortet ihr nur, wenn sie selber Geheimnisse von sich preisgibt…

„Quid pro quo“, eine Aussage die jedem aus „Das Schweigen der Lämmer“ bekannt sein dürfte. Das jedenfalls war meine erste Assoziation als ich mir den Klappentext durchgelesen habe. Doch die Autorin begeht nicht den Fehler Thomas Harris Bestseller schnöde zu kopieren. Ähnlich ist jedoch die aus psychologischer Sicht eindrucksvollen und überzeugenden Gespräche der Beiden. Eine düstere Atmosphäre, geprägt von Vorsicht und Angst auf der einen und manipulativen Machtspielchen auf der anderen Seite. Wortwechsel die dem Leser zwischenzeitlich zusetzen, ebenso wie die Grausamkeiten des damaligen und heutigen Täters. Kate Rhodes bettet dieses Psychospielchen perfekt in die Geschichte ein. Doch nicht nur der verbale Kampf wird ausführlich dargestellt sondern auch die Umgebung der forensischen Anstalt, ihrer Insassen und des Personals. Letztere tragen alle riesen Pakete an psychologischen Auffälligkeiten, so scheint es, mit sich herum. Als Leser hat man auf einmal eine große Anzahl an Verdächtigen. “Eismädchen“ besticht durch eine kompakte und komplexe Story mit perfekten Spannungsbögen, die einen förmlich durch die Seiten jagt. Einziges klitzekleines Manko sind lediglich die nicht ganz so ausführlichen Hinweise auf die vergangenen Bücher dieser Reihe. Ich persönlich hätte gerne etwas mehr erfahren über Alice Vergangenheit und die Beziehung zu ihrer Mutter und ihrem Bruder. Die Handlung schließt in sich schlüssig ab und ich bin, trotz so viel Leseerfahrung in diesem Bereich, nicht auf den Täter gekommen.
Ich verwende den Begriff Pageturner nur selten, hier ist er auf alle Fälle angebracht.