Eismädchen

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lunamonique Avatar

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Nach „Im Totengarten“ und „Blutiger Engel“ ist „Eismädchen“ der dritte Band der Alice Quentin-Krimireihe. Ein Serienmörder setzt die Taten eines verurteilten Kindermörders fort.

Dr. Alice Quentin hat sich ein halbes Sabbatjahr genommen, um eine Studie über das Laurels, einem Gefängnis mit angeschlossener Klinik für geisteskranke Straftäter, durchführen zu können. DCI Don Burns ermittelt nach einem Serienmörder, der ein viertes Kind verschleppt hat. Die Taten ähneln denen des verurteilten Kindermörders Louis Kinsella, der im Laurels einsitzt. Alice soll Kinsella Informationen entlocken. Er scheint zu wissen, wer in seine Fußstapfen getreten ist.

Der Prolog handelt von der Entführung der 10jährigen Ella Williams. Eigentlich holt ihr Opa sie von der Grundschule ab. Aber er verspätet sich. Ellas Schicksal berührt. Die Rettung ist so nah. Dr. Alice Quentin beginnt mit ihrer Arbeit im Laurels. Louis Kinsella ist in diesem Gefängnis einer der berühmteren Strafgefangenen. Von ihm geht eine lauernde Gefahr aus. Niemand will sich mit ihm in einem Raum aufhalten. Das Angebot von DCI Don Burns, bei den Ermittlungen zu helfen und Kinsella auszuhorchen, ist Alice daher gar nicht recht. Burns bringt sie mit den Angehörigen von Ella zusammen. Ein kluger Schachzug. Alice ist viel zu sehr von den Schicksalen der entführten Mädchen berührt, um „Nein“ zu sagen. Kann sie Ella retten? Wer ist der Täter? Im Laufe der Geschichte werden verschiedene Spuren gelegt. Louis Kinsella muss seinen Nachfolger irgendwann kennenglernt und missioniert haben. Die Ermittler tappen im Dunkeln. Das Rätsel hält den Leser in Atem. Leider hat „Eismädchen“ viel zu viele Parallelen zu „Das Schweigen der Lämmer“. Ein intelligenter, verurteilter, sadistischer Mörder, der mit seiner Ausfragerei versucht, zur Ermittlerin und Psychologin eine persönliche Beziehung aufzubauen und sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie Hannibal Lecter spielt auch Louis Kinsella sein eigenes Spiel. Sie sind beide Meister der Manipulation. In „Eismädchen“ gibt es gleich mehrere undurchsichtige Charaktere, die für Verwirrung sorgen. Mehr als einmal erweist sich eine Fährte als falsch. Wird Alice verfolgt? Sie entdeckt Fußspuren ganz nah am einsam gelegenen Cottage, in dem sie wohnt. Die Lage spitzt sich sowohl für Alice als auch für Ella immer mehr zu. Das Schicksal des Kindes scheint besiegelt. Verstärkt wird die beklemmende Atmosphäre durch die unwirtliche, winterliche Jahreszeit mit Eis, Schnee und Kälte. Im letzten Drittel des Krimis steigt die Spannung. Gibt es gleich mehrere Schläfer? Jeder scheint verdächtig zu sein. Immer verzweifelter greifen die Ermittler nach jedem Strohhalm. Die Zeit bis zur Auflösung scheint sich auszudehnen. Ein Charakter beweist besondere Kraft und Ausdauer. Jeder kleinste Hinweis auf den Täter ist ein weiteres Puzzleteil, das nur noch an die richtige Stelle gesetzt werden muss. Eine Wende zum Schluss lässt sich nicht vorhersehen. Die letzten Seiten fesseln. Jede Minute zählt.

Die Eisblumen auf dem Cover sind wunderschön, aber scheinbar unerreichbar. Wie viel Leben steckt noch in ihnen? Titel und Inhalt werden kreativ in Szene gesetzt. Das Wort „Eismädchen“ zieht alle Blicke auf sich. Sehr gelungen! Ein Krimi mit Unterhaltungswert. Anfangs leichte Lektüre, später mehr Raffinesse als erwartet.