Eismädchen

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Darum geht’s:

Ausgerechnet im eiskalten und verschneiten Winter zieht sich die Psychologin Alice Quentin auf’s Land zurück, um im Hochsicherheitsgefängnis Laurels eine Studie über die schlimmsten Gewaltverbrecher des Landes durchzuführen. Dort sitzt auch der berühmte Kindermörder Kinsella und als die Polizei eine Verbindung zwischen ihm und der aktuellen Serie von Kindermorden herstellt, wird Alice von Ermittler Burns um Hilfe gebeten. Sie soll versuchen, Informationen aus Kinsella herauszulocken.

So fand ich’s:

Die ersten beiden Bücher um Alice Quentin “Im Totengarten” und “Blutiger Engel” fand ich bemerkenwert wegen Alices facettenreichem Charakter. Einerseits eine sture, taffe und mutige Frau, andererseits aber von Ängsten und Phobien gequält, musste sie sich immer wieder beweisen und ihr Gleichgewicht finden. Leider hat sie im aktuellen Buch ihre Ängste komplett abgelegt und veränderte sich dadurch in die Richtung einer x-beliebigen Person ohne Besonderheiten. Sogar ihre verrückte Familie und ihre exzentrische Freundin Lola hielten sich in diesem Band zurück. Damit fiel ein großer Teil dessen weg, was diese Reihe für mich zu etwas Einzigartigem macht.

Der Kriminalfall wurde zwar von der Polizei bearbeitet und auch Alice bemühte sich, über den manipulativen Kinsella an Informationen über die aktuelle Mordserie zu kommen, doch mit wenig Erfolg und entsprechend langatmig und ziellos waren die Ermittlungen.

Einzig die undurchsichtigen Charaktere rund um das Hochsicherheitsgefängnis machten die Erzählung wieder interessanter. So einige Menschen schienen als Täter bzw. Gehilfe in Frage zu kommen und weil Alice sich ständig in deren Gesellschaft befand und auch ihr Privatleben mit ihnen vermischte, erzeugte das einen gewissen Grusel und Spannung.

Gleichzeitig beobachten wir die entführte Ella und bangen und leiden mit ihr, hoffen, dass sie nicht die nächste Tote wird. Von den Szenen aus Ellas Sicht hätte ich gerne viel viel mehr gehabt, denn das junge Mädchen ist clever, sympathisch und ungeheuer mutig.

Der flüssige Schreibstil ließ sich wie üblich sehr angenehm lesen, aber die Geschichte hat mich nicht wirklich gefesselt. Sicher war das solide Krimikost, aber im Vergleich zu den Vorgängerbänden fehlte mir das Besondere, um das Buch von gängiger Massenware zu unterscheiden.

Zudem hieß die Kneipe des Ortes “Krähenhorst”. So oft wie das erwähnt wurde, reichte es, um mich zu nerven, auch wenn das nur eine Kleinigkeit ist. Ich kenne z. B. “Adlerhorst”, aber bei Krähen heißt das meiner Meinung nach Nest. Ob das nun ein dummer Kniff der Autorin oder ein Übersetzungsfehler war, weiß ich nicht. Gestört hat es mich in jedem Fall.

Auch wenn dieser Band im Vergleich zu den beiden Vorgängern abfällt, werde ich der Serie trotzdem treu bleiben und hoffe darauf, dass ein nächster Band wieder zur alten Form zurückfindet.