Frauenkrimi mit Thrill und Psychologie

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druckdeufel Avatar

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In Nordlondon wird die zehnjährige Ella entführt. Sie ist das vierte Mädchen innerhalb eines Jahres. Als die Leichen der beiden ersten auftauchen, wird klar, dass es sich bei dem Täter um einen Nachahmer des Kindermörders Louis Kinsella handeln muss. Der sitzt zu Zeit in einem Hochsicherheitskrankenhaus, in dem die Psychologin Alice Quentin gerade eine Stelle angetreten hat. Don Burns von der Londoner Polizei bittet sie um Mithilfe.
Mit der Entführung des Kindes gleich auf den ersten Seiten schafft Kate Rhodes in diesem Kriminalroman einen Einstieg, der packend genug ist, den Leser mit Haut und Haar einzusaugen. Mühelos glingt es ihr, sich in das Kind und seinen Schrecken hineinzuversetzen. Ebenso überzeugend schafft sie es rasend schnell, nicht nur einen Einblick in Charakter, Lebensumstände und Motivationen ihrer Ich-Erzählerin zu vermitteln, sondern sogleich reichlich Sympathien für sie zu erwerben. Und mehr: Unmittelbar setzt Bangen ein, denn die Gesamtstimmung wirkt unterschwellig aber hochgradig bedrohlich, Kleinigkeiten verdichten sich zu dem Gefühl naher Gefahr. Und gleichzeitig wird ein Hoffnungsschimmer geweckt: Wer sonst als Dr. Quentin könnte eine Chance haben, Ella zu retten?
Eine ganz Reihe falscher Spuren wird ausgelegt, manchmal leider zu offensichtlich nur um der Verunsicherung oder des Effektes wegen. Denn die ein oder andere Handlung oder Eigenschaft findet im weiteren Verlauf weder Erklärung noch Beachtung. Da wäre es vielleicht eher von Vorteil gewesen, nicht eine derart große Anzahl von Verdächtigen zu erschaffen.
Ebenso hätte man auf einen Teil der Wiederholungen verzichten können. Natürlich interessieren die Gefühle, die Alice ihrem Traummann Don entgegenbringt. Doch ob sie derart häufig in sehr ähnlichem Wortlaut kund getan werden müssen, bleibt zu bezweifeln. Leider dürfte der Roman dadurch deutlich an Attraktivität für männliche Leser einbüßen.
Der Leserin jedoch, die einen mit einem Schuss Thrill, einem Löffelchen Psychologie und einer Prise Romantik versehenen Krimi zu schätzen weiß, sei „Eismädchen“ wärmstens empfohlen.