Kranke Seelen

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murksy Avatar

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Der englische Krimi des Jahres? Hmm..ich hoffe nicht. Denn ich liebe Krimis, in denen ich mitraten kann. Das geht aber nur, wenn es zumindest einen oder zwei Hauptverdächtige gibt, auf die man sich konzentrieren kann. In dieser Geschichte sind allerdings fast alle verdächtig, was es der Autorin erleichtert, am Schluss einfach einen Täter aus dem Hut zu ziehen. Nun ja, aber zunächst einmal zu Geschichte.
Ein Serienmörder tötet kleine Mädchen. Man findet die Leichen wie Puppen, weiß gekleidet, eiskalt, brutal geschlagen. Es wird eine Psychologin zu rate gezogen, die sich mit dem Fall beschäftigen soll. Das Muster der Morde ist nicht neu, ein psychopathischer Mörder sitzt in Haft ein ehemaliger Rektor, der scheinbar mit der Aussenwelt kommuniziert. Denn er weiß in seinem Gefängnis genau, wann der Täter wieder zuschlagen wird. Diese Informationen gibt er nur an Alice Quentin weiter. Nur mit ihr will er sprechen. Doch diese Informationen nützen der Polizei nicht wirklich etwas, denn der Mörder schlägt immer wieder zu. In einer zweiten Linie des Buches begleitet man ein kleines Mädchen auf seiner Tortur durch die Gefangenschaft. Sie scheint sogar so etwas wie eine Verbindung mit dem Mörder aufbauen zu können, der allerdings vollkommen abhängig von seinem Mentor Kinsella ist. Während der Suche nach dem Täter werden diverse Personen ins Visier der Polizei geraten. Und hier komme ich zu einem Manko des Buches. Es könnte buchstäblich jeder sein, denn in der Geschichte gibt es so gut wie keine Person, die nicht irgendwelche psychischen Probleme hätte. Das beginnt bei unserer Psychologin und endet quasi beim Hausmeister. Das liest sich manchmal so deprimierend, dass man sich in eine Irrenanstalt aus den Geschichten Poes versetzt fühlt. Jeder scheint eine Leiche im Keller zu haben und somit öffnet sich ein Füllhorn an Verdächtigen. Leider weiß man auch schon beim Lesen, oder ahnt es eher, dass die Lösung sowieso eine andere sein wird. Das nimmt dem Buch leider sehr viel Spannung. Dazu wirkt die Story zu bekannt und abgedroschen. Ein inhaftierter Mörder, der seine Komplizen steuert? Bekannt aus Film und Fernsehen. Und die Figur der Alice ähnelt nicht nur im Namen (Clarice) der Ermittlerin aus dem Schweigen der Lämmer. Genau wie Hannibal Lecter spielt auch Kinsella sein Spiel. Im Buch werden sogar ganze Szenen abgekupfert (der gang der Ermittlerin vorbei an der anderen Inhaftierten zur Zelle des Mörders) oder der Klassiker "quid pro quo", also die Herausgabe einer Information gegen das Erlangen einer anderen. Das ist schon sehr auffällig. Nicht falsch verstehen, das Buch ist gut geschrieben, ab er zu durchsichtig undurchsichtig und wie gesagt leider nur eine Aufreihung alter plots, die man schon zu oft gelesen hat. Schade, für mich überwiegte die Langeweile.