Alter Mythos in neuem (weiblichen) Gewandt

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birtehi Avatar

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In Ihrem Buch „Elektra, die hell Leuchtende“ erzählt Jennifer Saint den wohl bekanntesten antiken Mythos neu. Anders als in den antiken Überlieferungen hat sie sich für einen, bzw. mehrere andere, weibliche Blickwinkel auf die Ereignisse rund um den Troia Mythos entschieden. Genauer gesagt, die Blickwinkel dreier außergewöhnlicher Frauenfiguren. Dazu gehören neben Elektra, auf die sich der Buchtitel bezieht, auch ihre Mutter Klytämnestra und die troianische Seherin und Prinzessin Kassandra. Die Geschichte enthält alle wesentlichen Bestandteile die in antiken Texten überlieferten Mythen zu dem Thema und füllt die Lücken. Mir hat besonders gut gefallen, dass sich die Autorin für einen weiblichen Blickwinkel entschieden hat, vor allem da die antiken Texte zu dem Thema allesamt, der damaligen Gesellschaft entsprechend, stark männlich geprägt sind. Die Figuren sind stimmig gestaltet. Jede der drei Frauen kämpft mit sich, ihren jeweiligen Emotionen, und ihrem jeweiligen Schicksal. Die Geschichte ist gut geschrieben, leider fehlt es jedoch in weiten Teilen der Geschichte an Spannung. Ich habe mich jedoch ganz gut unterhalten gefühlt. Allerdings ist es auch leicht mich für ein solches Thema einzunehmen, da ich einen Faible für die griechisch-römische Antike habe. Wer griechische Mythen und die modernen Neuinterpretationen der Autorin oder, einer der anderen Autorinnen, wie Natalie Haynes oder Madeline Miller mag, für den ist dieses Buch sicher keine schlechte Wahl. Wer allerdings nicht viel mit der Antike und den Mythen am Hut hat, sollte vielleicht lieber die Finger davon lassen.