Homer neu erzählt

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chomaky95 Avatar

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Jennifer Saint erzählt in "Elektra, die hell Leuchtende" einen Teil der Geschichte rund um den trojanischen Krieg aus wechselnde Perspektiven der Hauptfiguren Elektra (Prinzessin von Mykene und Tochter Agamemnons), deren missgünstiger Mutter Klytaimnestra und der berühmt-berüchtigten Hellseherin Kassandra aus Troja, die Agamemnon nach seinem Sieg über Troja in sein Heimatland verschleppt.

Jennifer Saint schafft es grandios die miteinander verbundenen Schicksale der drei Frauen, die alle mit ihrem Los zu hadern haben und die den Launen der Götter und Männer teilweise gnadenlos ausgesetzt sind, zu verweben und einen Spannungsbogen aufzubauen - obwohl die Geschichte und die Schicksale der Troer*innen und jene der Personen um den unglückseligen Agamemnon, den meisten wohl bereits bekannt sein dürften. Saint erzählt die Geschichte und die Geschehnisse rund um den Trojanischen Krieg, besonders dessen Ende und die kommenden Ereignisse, auf interessante Weise neu und schafft es eine völlig neue Perspektive zu kreieren, die die weiblichen - sonst eher wenig erwähnten - Figuren in den Fokus rückt und eine außergewöhnliche Sicht auf den Stoff Homers ermöglicht.
Saints Schreibstil ist unaufgeregt und angenehm pointiert. Leider langt diese Neuerzählung des Heldenstoffs Homers sprachlich und literarisch nicht an andere Interpretationen des Stoffs, wie etwa Christa Wolfs Cassandra, heran, ist aber als Unterhaltungsliteratur oder Einstieg in die griechische Sagenlandschaft auf jeden Fall weiterzuempfehlen.