Starke Perspektive

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katercarlo Avatar

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Dieses Buch muss sich die richtige Leserschaft suchen. Denn es hat das Potenzial zu polarisieren, zwischen begeisterten Fans und enttäuschten Buchabbrechern. Ich habe im Vorherein sehr viel Gutes, sowie Schlechtes über dieses Buch gehört und kann nach dem Lesen beide Seiten nachvollziehen, auch wenn ich mich eher zu den Befürwortern zähle.
Eines muss jedem klar sein, der nach diesem Buch greift: Es lässt sich nicht schnell mal weglesen. Es ist nichts für schwache Nerven. Und es ordnet alles seiner feministischen Perspektive unter. Damit lässt sich erst einmal sagen, dass Buch ist etwas für alle Fans von griechischen Sagen und für all diejenigen, die gerne zur Abwechslung einmal die weibliche Sicht auf eine männerdominierte Geschichte lesen wollen. Denn darum geht es in diesem Buch vor allem.
Es gibt den oft vergessenen Frauen eine Stimme. Zeigt wie machtlos, deprimierend und leidvoll ihr Leben ist und wie wütend, verbittert und hoffnungslos sie das macht. Die Autorin vermittelt den Blickwinkel der Frauen sehr spürbar, authentisch und nachvollziehbar, ohne dass das Buch vor Selbstmitleid, Tragik und Traurigkeit trieft. Ich kam den Frauen nahe, fühlte mit ihnen mit und hatte dennoch genug Distanz, um mir meine eigene Meinung bilden und das Gelesene reflektieren zu können.
Das erfordert Konzentration und auch Begeisterung für die Geschichte. Es ist nicht immer einfach. Der Schreibstil ist gekonnt, aber verlang viel. Die Handlung dient dazu den Frauen der Geschichte Raum zu geben und ist deswegen gerade zu Beginn etwas zäh. Das Ende muss schließlich das Fazit ziehen und stellt seine Leser damit nicht so zufrieden, wie die es sich vielleicht gerne wünschen. Mich auf jeden Fall. Ich kann die Kritik an diesem Buch daher absolut nachvollziehen, bin vor allem aber begeistert von seiner Perspektive.