Weiblicher Blick auf griechische Helden

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siriamaria Avatar

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Das Cover in Gold und Ornamenten gefiel mir sehr gut und erinnert an Jugendstilkunst. Es war ein Wunschbuch und ich war neugierig auf die weibliche Sicht auf dieses bekannte historische Thema. Ich legte das Buch immer wieder weg. Irgendwie packte es mich nicht. Doch warum? Die Figuren fand ich seltsam distanziert, anders als die emotional sehr berührenden Frauen im Kampf um Troja von Marion Zimmer Bradley.
Klytäimnestra wurde getäuscht und betrogen und musste mit ansehen, wie ihre Tochter ermordet wurde. So plausibel fand ich nirgends ihre Motivation zur Rache beschrieben. Doch als traumatisierte Mutter ist sie auch nicht mehr für ihre Kinder zugänglich und auch ihr Liebhaber wird nur Mittel zum Zweck.
War das "Opfer" notwendig, um die Männer skrupelloser und aggressiver zu machen? - Die Götter glänzten auch hier durch Abwesenheit.
10 Jahre Belagerung und sinnloses Sterben machten alle Seiten mürbe und empfänglich für eine List. Die Spartanerinnen suchten sich fast selbstbestimmt ihre Männer aus, während die Tochter des Königs von Troja nicht mal gehört wird, obwohl diese wie ihre Mutter Visionen empfängt.
Elektra, ihre Tochter, vermisst den Vater und genießt alle Freiheiten abwesender Eltern und freundet sich mit einem Bauernjungen an, der ihr den politischen Durchblick verschafft. Immerhin steigt sie mit ihm aus dem System aus. Auch sie ist farblos, obwohl die Geschichte nach ihr benannt wurde.
Der Schreibstil ist beschreibend in kurzen Kapiteln, jeweils aus Sicht einer Frau, passend, weil sie ja ihre Infos meist nur vom Hörensagen oder aus 2. Hand haben. Es liest sich eher wie eine Nacherzählung mit wenig neuen originellen Sichtweisen.