Tolle Story - Schwächen bei der Umsetzung

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julie1602 Avatar

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Harlow ist Mitte 20 und hat nach Meinung ihrer Großmutter Eliza bisher viel zu wenig erlebt, weil sie sich selbst im Weg stand. Als Eliza nach einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt, ermuntert sie ihre Enkelin dazu, eine von ihr angefertigte Bucket List abzuarbeiten, die sie selbst in ihrem Leben nicht komplett abhaken konnte. Und so sitzt die wenig risikofreudige Harlow plötzlich zu ihrer eigenen Überraschung im Flieger nach Seattle, denn die USA spielen eine große Rolle im Leben ihrer Großmutter - daher rührt auch Harlows ungewöhnlicher Vorname - und deshalb auch auf der Bucket List. In Seattle trifft Harlow auf Jesse und begibt sich mit ihm auf einen verrückten Road Trip Richtung San Francisco, bestrebt, Elizas Liste abzuarbeiten - und so ganz nebenbei zu sich selbst zu finden ...

Mir hat der Schreibstil der Autorin sehr gefallen (auch wenn im Lektorat leider der eine oder andere Rechtschreibfehler übersehen wurde). Harlows Gefühle und ihr Road Trip mit Jesse sind sehr lebensnah beschrieben, sodass man das Gefühl hat, die beiden auf ihrer Fahrt entlang der Westküste der USA zu begleiten. Leider zieht sich die Geschichte aber für meine Begriffe stellenweise sehr in die Länge. Einige Rezensenten bemängeln das ihrer Ansicht nach sehr abrupte Ende - meiner Meinung nach hätte eine etwas "knackigere" Erzählweise dem ganzen Buch besser zu Gesicht gestanden, statt dass zum gefühlt zehnten Mal geschildert wird, wie Harlow und Jesse die Nacht auf der Ladefläche des Autos verbringen müssen und kein Geld für ein Hotelzimmer haben. In immer wieder eingestreuten Rückblenden werden zudem Harlows Gespräche mit ihrer Großmutter geschildert, die sie zum Antritt der Reise führten - auch hier wiederholen sich aber die Schilderungen von Elizas immer gleichen "Beschwerden" über Harlows Zurückhaltung und deren Angst vor der eigenen Courage.

Ein weiterer Störfaktor war für mich die Vorhersehbarkeit der Geschichte. Vielleicht sollten die zum Teil sehr kreativen Ideen zur Abarbeitung einzelner Punkte der Bucket List als Überraschungsmomente fungieren - für mich steckten aber an mancher Stelle einfach nur zu viele Zufälle dahinter. Das Ende fand ich dennoch sehr emotional und mitreißend - wenn auch, wie gesagt, wenig überraschend -, und deshalb und aufgrund der an sich sehr schönen Story und des anschaulichen Schreibstils vergebe ich gut gemeinte vier Sterne.