Glück nach Rezept

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timphilipp Avatar

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Die Protagonistin Elsa ist Meisterköchin und betreibt ein gut gehendes Restaurant in einer ungarischen Stadt. Familie und Kinder sind ihr zuwider, wiederholte Heiratsanträge ihres bedeutend jüngeren Küchenchefs und Geliebten lehnt sie ab. Ausgerechnet das Foto ihres Exmannes mit Familienanhang löst eine Unzufriedenheit, ja geradezu Lebenskrise in ihr aus. Diese meint sie mit einer neuen Herausforderung meistern zu können und strebt deshalb nach einer hohen Auszeichnung der ungarischen Gastronomie. Von da an geht es allerdings bergab mit ihr und ihrem Restaurant, z.T. ausgelöst durch Banalitäten wie den Streit um die richtige Soße für ein Gericht. Am Ende, als Elsa einen Neuanfang mit einem kleinen Frühstückslokal macht, erkennt sie, dass sie ihr Leben genießen sollte, „das genießen, was sie hatte. Und das war nicht wenig“ (S. 246). Fortan ist sie sogar zu einer Beziehung zu einem Mann und einem (Roma-)Kind bereit, das sie selbst nie haben wollte.

Eine lehrhafte Geschichte, die dem Leser zeigt, dass sich das Glück eher im Kleinen findet und der ehrgeizige Drang nach Höherem nicht unbedingt mehr Zufriedenheit zur Folge hat. Die Wandlung, die Elsa durchmacht – von der unzufriedenen und gefühlskalten Gastronomin zur warmherzigen, glücklichen Betreiberin eines einfachen Lokals, die sich ihr persönliches Glück selbst zubereitet hat - bringt der Autor sprachlich gut zum Ausdruck. Lesen sollte das Buch nur, wer sich aufs Philosophieren, insbesondere die Frage danach, was Glück ist, einlassen will. Nebenbei gibt es noch interessante Informationen zum Übergang vom sozialistischen auf das kapitalistische Wirtschaftssystem in Ungarn nach der Wende im Jahr 1989.