Paprika und Sauerrahm, so koch ich auch

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fredhel Avatar

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Marc Fitten schreibt über Elsa, eine taffe attraktive Endvierzigerin, eine ungarische Restaurantbesitzerin, die mit grossem Fingerspitzengefühl kocht und Gäste bewirtet.
Der Küchenchef,jung und ambitioniert, ist ihr Geliebter, der ihr laufend Heiratsanträge macht.
Eigentlich ein wunderbares Leben für Elsa, doch diese wird unversehens von der Midlife-Crisis überfallen. Nichts ist mehr gut genug, und eine stetige Unruhe treibt Elsa zu ziellosen Streifzügen durch ihr Viertel. Sie sucht für sich neue Ziele und schafft es plötzlich nicht mehr, das Erreichte zu wahren.
Sie entschließt sich, sich um eine kulinarische Auszeichnung zu bewerben. Unterdes ist der Koch das vergebliche Liebeswerben leid und läßt sich von der kessen Dessertköchin erobern. Die ganze Küchenroutine leidet darunter, Schlamperei hält Einzug, mit dem Lokal gehts bergab und als Krönung artet das Testessen des
Restaurantkritikers in ein absolutes Desaster aus. Elsa verliert die Beherrschung, wird erpressbar und erst in kleinen Schritten wird ihr Lokal durch Umstrukturierung wieder marktfähig. Bei Elsa vollzieht sich gleichzeitig ein Sinneswandel. sie wird wieder ruhig und ausgeglichen, und das Romanende stellt eine glückliche Liebesbeziehung mit dem Restaurantkritiker in Aussicht.

Das Buch hat meine Erwartungen nicht so ganz erfüllt. Lange Zeit dreht sich alles um Elsas ichbezogene Gefühlswelt. Die Gefühle des Kochs trampelt sie nieder, die Gemütlichkeit ihres Restaurant resultiert nicht auf Herzlichkeit, sondern auf sicherem geschäftlichen Instinkt gepaart mit kalter Logik und einer Prise geschauspielerter menschlicher Wärme. Elsas Herz bleibt kalt, doch die Kasse klingelt. Überzogen finde ich dabei die Darstellung, wie sie anhand der leergegessenen Teller und zerknüllten Servietten den Grad der Zufriedenheit der Gäste bewertet. Viel zu spät, nachdem man Elsas schon leicht überdrüssig wird, werden die anderen Charaktere beleuchtet. Allesamt sind sie überdreht gezeichnet, nicht liebevoll skuril, sondern eher merkwürdig überspannt. Nach ungefähr der Hälfte des Romans hätte ich normalerweise das Buch weggelegt und ich glaube , auch der Autor hat gemerkt, daß noch eine Zutat fehlt und deswegen das Drama um den Zigeunerjungen samt Erpressung inszeniert. Doch der Schreibstil ist flüssig und ich kann mir vorstellen, daß sehr viele Leute diesen Roman als behagliches Lesefutter für den kommenden Winter schätzen werden.