Eltern sind auch nur Leute

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frieda-anna Avatar

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Da haben Felix und Silke Denk aber auf dem Spielplatz genau aufgepasst. In dem quietschegelben Taschenbuch mit einem erstaunt frustriert dreinblickenden, bärtigen Mann (ob das Herr Denk ist?) auf dem Cover geht es um das Verhalten von Eltern auf dem Spielplatz, wenn die Kita vorbei ist und alle, von der Bio und Blogger Mum, bis hin zum Kumpel und experten Papa, ihren Nachwuchs am Hals haben. Da tun sich Abgründe auf, die das Autorenpaar hier wunderbar und mit großartigem schreiberischen Talent, absolut punktgenau in Szene gesetzt haben.
Die Kapitel sind in die sieben Wochentage aufgeteilt, die wiederum Unterkapitel haben, die die eigenwillige Charakterisierung der unterschiedlichen Elterntypen beschreiben. Da wird mit Biocreme gecremt, kiloweise gesunde Dinkelkekse und zuckerfreies Zeugs nach verschiedenen Mondphasen ausgepackt und den Kleinen zum Verzehr aufgedrängt. Babykleidung gemustert und Erklärbär gespielt. Ob jemand möchte oder nicht.
Da ich selber keine Kinder habe, konnte ich mich beim Lesen bequem zurücklehnen und mich über die Sandbuddler wider Willen totlachen. Ich habe viele Freunde, Bekannte und Verwandte wiederentdeckt und die ganze Zeit gelacht und gerufen:"Jaaa! Genauso machen die mit sich und den armen Kindern!!!
Ich habe überlegt, welches Kapitel und welcher Elterntypus mich am meisten belustigt hat, aber es hält sich alles die Waage und es wird einfach nicht langweilig, denn dieses Thema gibt eine Menge Stoff her. Ein Highlight ist vielleicht doch am Ende das Kindergeburtstagskapitel. Das Horrorszenario und die tickende soziale Zeitbombe eines jeden Elterndaseins. Auch hier beweisen Herr und Frau Denk einen großen Erfahrungsschatz und arbeiten kleine und große Katastrophen ungeschönt heraus.
Aber es ist nicht nur lustig. Ich habe die Botschaft herausgelesen, nicht so einen Hype um die Kleinen zu veranstalten, sich nicht zu verbiegen und krankhaft zu vergleichen. Und vielleicht war es in der alten Bundesrepublik ja doch gar nicht so schlecht, als der Kindergarten um 12 aus war und die Kinder dann einfach Feierabend hatten.