Griechische Mythologie neu erzählt

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brittabuchlingreport Avatar

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Achill, Ariadne, Circe, Psyche & Eros – in letzter Zeit häufen sich ja in den Buchhandlungen Titel mit Neuerzählungen rund um die alten griechischen Mythen und Sagen. Nun hat der Diogenes Verlag mit „Elyssa, Königin von Karthago“ von Irene Vallejo ebenfalls eine aktuelle Fassung der griechischen Geschichte herausgegeben. Tatsächlich kam das Buch auf Spanisch bereits 2015 in die Läden. Nach dem großen Erfolg von „Papyrus“ im letzten Jahr hat Diogenes nun also auch diesen Roman von Vallejo übersetzen lassen.

Mit Elyssa nimmt sich Vallejo einen alten Stoff von Vergil vor. Sie rollt die Geschichte der Königin von Karthago neu auf: Elyssa muss vor ihrem Bruder fliehen und rettet sich nach Karthago. Dort strandet wenig später auch der Krieger Aneas. Er musste sich und seine Leute, darunter auch sein Sohn Iulus, aus Troja herausholen, nachdem das berühmte Holzpferd dort zum Einsatz kam.

Elyssa erweist sich als milde und offene Königin. Sie nimmt die Fremden in ihrem Königreich auf, obwohl ihre Berater dagegen sind. Sie fühlt sich zu Aneas hingezogen und langsam bahnt sich etwas zwischen den beiden an. Doch es brodeln auch Konflikte auf: mit einem Mal werden Elyssas engste Vertraute nach und nach ermordet. Steckt der Krieger aus der Fremde dahinter und will die Königin stürzen? Sind die Handlanger ihres Bruders am Werk? Oder kommt der Mörder aus einer ganz anderen Ecke?

Elyssa – auf den Spuren der griechischen Antike
Irene Vallejo lässt in ihrer Schilderung gleich mehrere Personen zu Wort kommen. Neben der Perspektive von Elyssa und Aeneas beschreibt sie die Lage auch aus Sicht von Elyssas Ziehschwester Anna. Eros spricht über seine Verkupplungsversuche und Originalautor Vergil darf ebenfalls kommentieren.

Für mich wäre das überhaupt nicht nötig gewesen. Mit hätte die Sicht von Elyssa und Aeneas absolut gereicht. Denn die ständigen Wechsel reißen einen permanent aus der Storyline. Zudem finde ich nicht, dass Eros oder Vergil die Handlung wirklich bereichern. Auch Annas Geschichte ist für mich nicht recht abgerundet.

Der Erzählton wirkt unheimlich distanziert und trocken. Zudem klingt er bei jeder Figur gleich und eher so, als würde man eine Chronik lesen, als einen Roman. Ich glaube, hätte Irene Vallejo sich auf ihre zwei Protagonisten konzentriert und diese tiefgründiger gestaltet, dann wäre eine emotional ergreifendere Story herausgekommen.

So bleibt vieles leider nur an der Oberfläche. Einige Handlungsstränge wirkten nicht recht ausformuliert. Und wer sich nicht recht mit der Materie auskennt, bekommt oft nur Andeutungen, die er dann selbst nachlesen muss. Dadurch konnte mich der Roman von Vallejo leider nicht so ganz fesseln.