Langweilig und enttäuschend

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"Die Menschen bezeichnen mich als Gott der Liebe, aber ich ziehe es vor zu sagen, dass ich derjenige bin, der versucht, unbewohnte Herzen zu füllen."

Elyssa, Königin von Karthago, hat alle Hände voll damit zu tun, ihre neu gegründete Stadt unter Kontrolle zu halten, als Aeneas mit seinen Trojanern Schiffbruch an ihrer Küste erleidet. Schnell entspinnt sich die legendäre Liebesgeschichte zwischen den beiden - doch am Ende steht Prophezeiung gegen Sehnsucht.

Vallejos Roman reiht sich ein in eine immer größer werdende Bandbreite an Neuerzählungen antiker Mythen. Die unangefochtene Meisterin darin ist für mich sowieso Madeline Miller - ich habe nicht erwartet, von Vallejo genauso vom Hocker gehauen zu werden. Aber ein bisschen mehr hatte ich der Autorin in der Verarbeitung des Stoffes schon zugetraut. Aeneas' und Elyssas' Geschichte wird linear erzählt, aus mehreren Perspektiven, die aber leider alle gleich klingen. Und dabei eben nicht gut, sondern arg getragen, arg hochwohlgeboren, arg langweilig. Die einzigen Ausnahmen bilden da Eros, Gott der Liebe, und Vergil, Verfasser der Aeneis. Da hatte sich Vallejo eigentlich etwas Schönes vorgenommen - Zeiten und Welten miteinander verknüpfen, das Erzählte und das Wirkliche, Mythos und Wahrheit miteinander verweben, sodass man sie nicht mehr unterscheiden kann. Das macht sie nicht schlecht - sie macht es nur ohne jede Verve, ohne leise Zwischentöne, ohne Knall. Schlichtweg, es langweilt. Es motiviert nicht zum Weiterlesen. Es eröffnet keine neuen Dimensionen an diesem Mythos. Und feministisch ist es, trotz des klangvollen Titels, leider auch nicht besonders. Elyssa ist hauptsächlich damit beschäftigt sich zu fragen, ob sie trotz ihres Alters und des welkenden Körpers noch attraktiv für Aeneas ist, und ob sie es wohl noch schafft, ihren Minderwertigkeitskomplex der Kinderlosen loszuwerden, indem sie von ihm schwanger wird. Vor ihren Kriegern wirkt sie klein, sie ist geblendet von ihrer Liebe zu Aeneas, und von ihrem Hochmut.

Insgesamt fällt aber jegliche Charakterzeichnung schwach aus. Jede Beschreibung hat den Klang des Grandiosen, des Heldenhaften, und am Ende verpufft es im Geiste zu Staub. Es ergibt sich kein Bild aus diesen gestelzten Sätzen, kein echter Konflikt, der ohne die ständige Erwähnung desselben erkennbar wäre. Es ist viel tell und wenig show. Leider ist dieser Roman für mich eine herbe Enttäuschung - ich bereue die Lesezeit, die ich hineingesteckt habe