Kampf dem Terrorismus

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Der Roman „Empfindliche Wahrheit“ von John le Carré erschien 2013 unter dem Originaltitel „A Delicate Truth“ und erscheint nun als Übersetzung aus dem Englischen von Sabine Roth im Ullstein-Verlag.
Die Figuren im Roman sind zahlreich, als Protagonisten lassen sich Paul alias Sir Christopher Probyn alias Kit, seine Frau Suzanna und ihre Tochter Emily und der Diplomat Toby Bell ausmachen. Daneben treten noch diverse Politiker wie z.B. Giles Oakley und Fergus Quinn, ein Soldat namens Jeb und der Militärdienstleister Jay Crispin nebst Gefolgschaft auf.
Die Geschichte des Romans rankt sich um eine missglückte militärische Operation auf Gibraltar bei der britisches Militär und Söldner zusammenwirken sollten und deren Auftraggeber sich im Dunklen halten. Mit dabei ist Paul, der nicht weiß worum es geht aber im Rahmen seiner Diensterfüllung doch beteiligt ist. Durch eine Verkettung von Umständen, zufällig oder nicht sei dabei dahingestellt, kommen Paul und Toby Bell auf die Idee, dass etwas bei dieser Operation nicht mit rechten Dingen zuging und sie wollen damit an die Öffentlichkeit gehen um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Thema des Buches ist im Wesentlichen der schmale Grad der Wahrheit auf dem sich Regierungen und militärische Privatunternehmen bewegen, wie sie von diesen Abweichen und die Öffentlichkeit über ihre Machenschaften im Unklaren lassen.

Der Inhalt von le Carrés Roman ist nach der NSA-Affäre und den Berichten über Whistleblower und deren Behandlung hochbrisant und aktuell. Der Leser wird mit einer Geschichte konfrontiert, die auch in seinem Land durchaus denkbar ist und er bekommt vorgeführt, dass die Mächtigen in dieser Welt einem immer einen Schritt voraus sind.
Le Carré schreibt dabei etwas gewöhnungsbedürftig. Stellenweise fast im Telegramstil, besonders wenn es um innere Denkprozesse einer Person oder militärisches Handeln in einer Situation geht. Durch die vielen Figuren, die zu Beginn eingeführt werden und aufgrund der Tatsache, dass diese teilweise mehrere Decknamen haben, viel es mir zunächst schwer mich in die Handlung einzulesen. Die ersten ca. 200 Seiten haben mir entsprechend kein besonderes Vergnügen bereitet. Allerdings wurde meine Geduld belohnt, denn sobald man einen Überblick über die Figuren hat erschließt sich deren Rolle im Buch und dadurch auch die Handlung. Die Sprache ist ansonsten verständlich, lediglich einige Begrifflichkeiten aus dem britischen Regierungswesen sind zunächst befremdlich.
Mein erster Eindruck war, dass es sich um eine schwerfällige Geschichte handelt, die sich einem am besten erschließt, wenn man über Wissen bezüglich der britischen Krone und Regierung verfügt. Das hat sich am Ende nicht bestätigt. Im Gegenteil, der Autor konstruiert eine Situation die in den meisten Ländern der Welt durchaus denkbar ist und die entsprechenden Nervenkitzel verbreitet. Besonders der Schluss der Handlung hat mich gefesselt. Das Ende jedoch war für meinen Geschmack etwas zu offen gelassen. Das gibt dem Leser zwar die Freiheit sich seinen Teil dazu zu denken, mir persönlich hätte es aber besser gefallen zu erfahren, was mit Toby Bell weiter passiert.
Zusammenfassend möchte ich das Buch gern allen empfehlen, die sich gern mit Verschwörungen und dem Thema Machtausübung durch Staaten befassen. Ob Fiktion oder nicht, le Carré schreibt spannende Erwachsenenliteratur und dieser Roman empfiehlt sich daher für Mußestunden am Kamin.