Ein ganz besonderer Road-Trip

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Ein ganz besonderer Road-Trip

Die 16jährige Julie landet unsanft auf der Motorhaube des alten Passats von Hella Licht, einer alternden Schlagersängerin, die gerade mit gefälschten Unterlagen auf dem Weg in die Schweiz ist – um sich von Dignitas beim Sterben helfen zu lassen. Jetzt aber muss sich Hella erst mal um Julie kümmern. Und dabei stellt sie fest, dass sie doch mehr am Leben hängt, als sie dachte. Vor allem muss sie Julie retten!

Ich liebe dieses Buch! Zuerst hatte ich fürchterliche Angst davor, denn das Thema nimmt mich sehr mit. Aber Ronja von Rönne hat den Spagat wunderbar geschafft und verbindet Todessehnsucht – von einer jungen und einer nicht mehr jungen Frau – mit dem Wunsch, den jeweils anderen davon zu überzeugen, wie schön das Leben trotz allem doch ist auf unterhaltsame, dennoch nicht lächerlich machende Art und Weise.

Ja, hier finden sich Stellen, die einen kurz und laut auflachen lassen. Doch niemals als Slapstick! Nein, hier findet Situationskomik statt, die wunderbar passt und einfach nur zeigt, dass selbst im tiefsten Elend noch ein Lichtlein scheint und Hoffnung niemals stirbt.

Sowohl Hella, als auch Julie sind zauberhafte Figuren. Sie haben Stärken und Schwächen, sind total gegensätzlich und sich irgendwie doch enorm ähnlich. So ist es klar, dass es immer wieder zu Reiberein kommt, die aber nicht in Eskalationen enden. Und wer hat das Recht, darüber zu werten, welcher Grund, nicht mehr leben zu wollen, akzeptabel ist und welcher nicht? Wer, der nicht an Depressionen leidet, kann darüber urteilen, wie schlimm das für Betroffene ist?

Die Story ist mit so vielen genialen Ideen und herrlichen Erkenntnissen gespickt, dass die eine oder andere Übertreibung und auch mal Unstimmigkeit gern verziehen wird. Man begleitet die beiden „Mädels“ super gern auf ihrem irren Road-Trip. Nein, neu ist das Thema vermutlich nicht, aber es ist wunderschön, sehr klug und mit viel Herz interpretiert. Ganz besonders schön finde ich Hellas Lied. Das hat mich sogar tatsächlich zu Tränen gerührt.

Ja, hier wird das Thema „Depressionen“ weder überdramatisiert, noch zu locker genommen. Dafür ein herzliches Dankeschön an die Autorin, die zudem eine sehr gute Sprecherin ist (nur die unterschiedlichen Akzente bekommt sie nicht so wirklich hin). Ich gebe aus ganzem Herzen die vollen fünf Sterne.