Herausforderndes Thema

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mike nelson Avatar

Von

Dass Ronja von Rönne sich keine einfachen Stoffe vornimmt, das wissen wir ja bereits. Drum war ich höchst gespannt, wie es ihr in ihrem neuen Werk 'Ende in Sicht' wohl gelungen ist. Zwei Frauen, die des Lebens müde sind und geplant haben, sich umzubringen: Die 69-jährige Hella 'Licht', so der Künstlername der Schlagersängerin, deren Glanzzeit der Vergangenheit angehört, und die Teenagerin July, die das Leben eigentlich noch vor sich hat. Die Jüngere versucht es durch den Sprung von einer Brücke und trifft dabei auf Hellas Motorhaube, die Ältere plant den begleiteten Freitod durch Dignitas in der Schweiz. Was wir dann in Ronja Rönnes Roman erleben, ist nicht nur die Autotour zweier Lebensmüder in Richtung Schweiz, sondern auch eine Tour durch die deutsche Provinz mit ihrer einfachen, fast schon banalen 'Überlebensstruktur' - in der ein Fest der freiwilligen Feuerwehr die Gründe liefert, sich für das Leben und gegen den Tod zu entscheiden. Natürlich ist es auch ein kleines Roadmovie und Ronja Rönne lässt ihre Protagonistinnen im Angesicht des anvisierten Todes Dinge tun, die sie sonst wohl nicht getan hätten - sich über Nacht in ein Schwimmbad einschließen zu lassen... und wenn das Leben nicht mehr trägt, so zumindest das Wasser. 'Warum weitermachen in einer Welt, in der es der Welt egal war, ob man weiter machte?' Und beide beantworten diese Frage am Ende auf ihre eigene Weise. Ein gutes Buch, das nachdenklich stimmt.